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Sonntag, 27. Januar 2013
gedankenmaler, 16:58h
Meditation als innere Bewegungslosigkeit. Diese wird teilweise durch äußere Bewegungslosigkeit gefördert.
Es ist wie bei einem Auto. Wenn das Auto in Bewegung ist, ist der Fahrer darin gezwungen, seine Aufmerksamkeit mindestens bis zu einem gewissen Grad nach außen zu richten. Auch kann er in diesem Zustand nicht aussteigen. Will der Fahrer aber aussteigen – oder einfach mal eine gründliche Pause einlegen – dann muss er das Auto anhalten. Nun kann er sich sammeln und seine Aufmerksamkeit zurückrufen; er muss sich nicht mehr auf den Raum jenseits der Fensterscheiben konzentrieren.
Meditationsübungen sind nach meinem Verständnis nichts anderes als das Training dieses Wechsels des Aktivitätsmodus. Ob man dann auch aus dem Auto aussteigt, ist dabei nicht das Entscheidende. Das kommt von selbst ab einem gewissen Entwicklungsstand.
weitere Aspekte:
1. Das räumliche Bild ist bis zu einem gewissen Grad durchaus direkt übertragbar. (Ein innerer Körper in einem äußeren Körper.)
2. Es geht also nicht primär um Stille. Es ist für die klassische Meditationsform nur in der Regel von Vorteil, wenn Hör- als auch Sehsinn weitestgehend ohne Stimulation bleiben. Die innere Bewegungslosigkeit kann aber so oder so trainiert werden.
Meditationsübungen sind nach meinem Verständnis nichts anderes als das Training dieses Wechsels des Aktivitätsmodus. Ob man dann auch aus dem Auto aussteigt, ist dabei nicht das Entscheidende. Das kommt von selbst ab einem gewissen Entwicklungsstand.
weitere Aspekte:
1. Das räumliche Bild ist bis zu einem gewissen Grad durchaus direkt übertragbar. (Ein innerer Körper in einem äußeren Körper.)
2. Es geht also nicht primär um Stille. Es ist für die klassische Meditationsform nur in der Regel von Vorteil, wenn Hör- als auch Sehsinn weitestgehend ohne Stimulation bleiben. Die innere Bewegungslosigkeit kann aber so oder so trainiert werden.
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Dienstag, 22. Januar 2013
gedankenmaler, 00:26h
Wenn man meinen Hauptansatz auf die Welt der Religionen anwendet,
also die verschiedenen Traditionen als mögliche Rollengeber für einen selbst versteht, heute mal versucht, wie ein Moslem zu denken und zu fühlen, morgen wie ein Christ, übermorgen wie ein Hindu, und einen Tag später mal wie ein Buddhist (etc.), dann darf man dabei natürlich nicht den Fehler machen, all diese Möglichkeiten allzu stark als beliebig und austauschbar zu verstehen. Das Experiment ist nicht dazu gedacht, alles als Humbug zu entlarven, sondern um gewissenhaft sich selbst, die Religion und das Religiöse zu erforschen. Es geht darum, Entdeckungen zu machen, sich ein kleines Stück mehr Freiheit zu genehmigen, mehr Verständnis für die Angehörigen anderer Religionen zu entwickeln und – wo es sinnvoll erscheint – auch neue (mehr oder weniger persönliche) Formen des Religiösen zu entwickeln.
Ohne mich bisher in allzu intensive Rollenspiele begeben zu haben, habe ich für mich bereits den Verdacht, dass mir eine muslimische Rolle z.B. sehr gut liegen würde. Dass ich innerhalb dieser Tradition durchaus ein sehr angenehmes Integritätsgefühl erfahren würde, dass ich mich schnell an „Geschmack“ und „Charakter“ dieser Religion gewöhnen könnte. Ich mag die Vorstellung, dass man sich die Schuhe auszieht, wenn man ein Gebetshaus betritt, und dass man dort auf Teppichen sitzt. Auch mag ich die Praxis, dass das Gebet Verbeugungen beinhaltet.
Andersrum glaube ich, dass es für Menschen, die aus einer überwiegend muslimisch geprägten Kultur kommen, sehr schwer sein muss, sich in einer christlichen Kirche „einrichten“ zu können. Dieses Sitzen auf kalten, harten Holzbänken, das blasse und schwache Nachsingen von Kirchenliedern, die Predigten, die Zeremonien; es hat alles so etwas seltsam erstarrtes und totes an sich in der Kirche.
(Sollte man nicht mal den Versuch wagen, ein paar muslimische Bräuche in die Kirche zu tragen? Holzbänke raus, Teppiche rein, Schuhe am Eingang aus, Gebete mit Verbeugungen – dazu das regelmäßige Lauschen der Bergpredigt...)
Am schwierigsten meine ich, läßt sich der Buddhist spielen, sofern man unter einem Buddhisten hauptsächlich jemanden verstehen will, der sich in Meditation übt. Meditation ist ja vor allem konzentrierte Arbeit und – nach meinem Verständnis, letztlich der vollkommene Rückzug der Aufmerksamkeit von äußeren Ereignissen –; da läßt sich nicht viel durch Schauspiel erreichen. Lediglich ein paar Randphänomene außen herum lassen sich nachahmen, wie z.B. diese allpräsente Fixierung auf „bewusstes Sein“, die Überzeugung, dass dies ganz, ganz wichtig sei, und das etwas andere Sprechen und Verhalten im Kontakt mit anderen.
Alle Nachahmungen, alle Versuche, sich in eine andere Welt einzufühlen, sollten selbstverständlich mit einer Konzentration auf das Positive geschehen. Man sollte eine andere Welt deswegen betreten, weil man Lust darauf hat, das Wertvolle und Positive in ihr kennenzulernen. Dies ist natürlich auch in höchstem Maße vom eigenen Willen und eigener Willkür abhängig. Nicht selten entsteht das Positive ja erst durch die reinste Willkür in einer positiven Bewertung und genau mit diesem Bonus sollte man auch mal ein anderes Lager begünstigen als immer nur das, mit dem man sich sonst identifiziert.
Die eventuell vorhandene Angst, durch solche Versuche anschließend nicht mehr zurück zu seinem eigenen Lager zu finden, beruht auf falschen Vorstellungen. Es ist ja bereits die Vorstellung äußerst fraglich, dass es überhaupt erstrebenswert sei, am Ende „wieder der Alte“ zu sein.
Ohne mich bisher in allzu intensive Rollenspiele begeben zu haben, habe ich für mich bereits den Verdacht, dass mir eine muslimische Rolle z.B. sehr gut liegen würde. Dass ich innerhalb dieser Tradition durchaus ein sehr angenehmes Integritätsgefühl erfahren würde, dass ich mich schnell an „Geschmack“ und „Charakter“ dieser Religion gewöhnen könnte. Ich mag die Vorstellung, dass man sich die Schuhe auszieht, wenn man ein Gebetshaus betritt, und dass man dort auf Teppichen sitzt. Auch mag ich die Praxis, dass das Gebet Verbeugungen beinhaltet.
Andersrum glaube ich, dass es für Menschen, die aus einer überwiegend muslimisch geprägten Kultur kommen, sehr schwer sein muss, sich in einer christlichen Kirche „einrichten“ zu können. Dieses Sitzen auf kalten, harten Holzbänken, das blasse und schwache Nachsingen von Kirchenliedern, die Predigten, die Zeremonien; es hat alles so etwas seltsam erstarrtes und totes an sich in der Kirche.
(Sollte man nicht mal den Versuch wagen, ein paar muslimische Bräuche in die Kirche zu tragen? Holzbänke raus, Teppiche rein, Schuhe am Eingang aus, Gebete mit Verbeugungen – dazu das regelmäßige Lauschen der Bergpredigt...)
Am schwierigsten meine ich, läßt sich der Buddhist spielen, sofern man unter einem Buddhisten hauptsächlich jemanden verstehen will, der sich in Meditation übt. Meditation ist ja vor allem konzentrierte Arbeit und – nach meinem Verständnis, letztlich der vollkommene Rückzug der Aufmerksamkeit von äußeren Ereignissen –; da läßt sich nicht viel durch Schauspiel erreichen. Lediglich ein paar Randphänomene außen herum lassen sich nachahmen, wie z.B. diese allpräsente Fixierung auf „bewusstes Sein“, die Überzeugung, dass dies ganz, ganz wichtig sei, und das etwas andere Sprechen und Verhalten im Kontakt mit anderen.
Alle Nachahmungen, alle Versuche, sich in eine andere Welt einzufühlen, sollten selbstverständlich mit einer Konzentration auf das Positive geschehen. Man sollte eine andere Welt deswegen betreten, weil man Lust darauf hat, das Wertvolle und Positive in ihr kennenzulernen. Dies ist natürlich auch in höchstem Maße vom eigenen Willen und eigener Willkür abhängig. Nicht selten entsteht das Positive ja erst durch die reinste Willkür in einer positiven Bewertung und genau mit diesem Bonus sollte man auch mal ein anderes Lager begünstigen als immer nur das, mit dem man sich sonst identifiziert.
Die eventuell vorhandene Angst, durch solche Versuche anschließend nicht mehr zurück zu seinem eigenen Lager zu finden, beruht auf falschen Vorstellungen. Es ist ja bereits die Vorstellung äußerst fraglich, dass es überhaupt erstrebenswert sei, am Ende „wieder der Alte“ zu sein.
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Freitag, 18. Januar 2013
gedankenmaler, 00:58h
Zweifle!
Wie merkwürdig der Imperativ „Glaube!“ / „Glaube an...!“ ist, tritt wieder etwas klarer zu Bewusstsein, wenn man sich mal an der entgegengesetzten Richtung versucht.
Lasset uns gemeinsam zweifeln! (Weil es der liebe Gott so will, oder warum auch immer. Jedenfalls wird uns dieser innerpsychische Akt des Zweifelns immense Vorteile einfahren...)
Z.B. an Newtons F = m * a
Konsequenterweise machen wir uns auch hier keine Mühe, dem dummen Vok zu erklären, was mit dieser Formel eigentlich gemeint ist. Uns geht es allein um den Zweifel! Wer sich mit den Grundlagen der Physik auskennt und den Aussagegehalt der Formel versteht, mag vielleicht etwas anders zweifeln, als der, der hiervon nur einen schwachen Schimmer – oder noch nichteinmal den – hat. Aber das juckt uns alle nicht! Hauptsache wir zweifeln gemeinsam.
Und jetzt echt mal: F = m * a ... könnte vielleicht falsch sein! Jawohl! Und zwar trotzdem sich diese Formel ständig in der Praxis zu „beweisen“ scheint!
(Gut gemacht! Wirklich toll! Du hast Dir jetzt 10 Bonbons verdient! Und wenn Du morgen wieder so artig zweifelst, dann kriegst Du wieder 10 Bonbons!)
...
Man vertausche „F = m * a“ mit „der Heilige Geist“, „Bonbons“ mit „Gottes Gnade“ und „Zweifeln“ mit „Glauben“ – und man landet bei einer der hartnäckigsten Macken, die die Menschheit je hervorgebracht hat. (Zur Verteidigung Jesu will ich annehmen, dass es sich hier nur um eine Fehlinterpretation und Verzerrung der ursprünglichen Lehre handelt.)
...
Nietzsche. Morgenröte. Erstes Buch. Zweifel als Sünde.
Zweifel als Sünde. – Das Christentum hat das Äußerste getan, um den Zirkel zu schließen, und schon den Zweifel für Sünde erklärt. Man soll ohne Vernunft, durch ein Wunder, in den Glauben hineingeworfen werden und nun in ihm wie im hellsten und unzweideutigsten Elemente schwimmen: schon der Blick nach einem Festlande, schon der Gedanke, man sei vielleicht nicht zum Schwimmen allein da, schon die leise Regung unserer amphibischen Natur – ist Sünde! Man merke doch, daß damit die Begründung des Glaubens und alles Nachdenken über seine Herkunft ebenfalls schon als sündhaft ausgeschlossen sind. Man will Blindheit und Taumel und einen ewigen Gesang über den Wellen, in denen die Vernunft ertrunken ist!http://www.zeno.org/nid/20009244913
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Freitag, 11. Januar 2013
gedankenmaler, 17:11h
Homophobie...
Es scheint mir ein grundsätzlicher Fehler, dass alle Welt sich beim Thema "Homosexualität" so stark auf die Sexualität konzentriert. Ist das Entscheidende nicht vielmehr, dass sich da zwei Menschen lieben, schätzen, anhimmeln und gegenseitig unterstützen? "Homoamorität" wäre vielleicht das bessere Wort. Damit muss ja nicht geleugnet werden, dass es ziemlich seltsame Entartungen und Ausschweifungen bei einigen Angehörigen dieser Gruppe gibt – diese aber gibt es unter Heterosexuellen auch.
Ich selbst würde die Bedeutung, die Sexualität in meinem Leben hat, vielleicht auf ca. "10%" ansetzen – oder eher noch weniger. (Waren wir nicht auch alle zufrieden und glücklich als wir noch Kinder waren und keine entwickelte Sexualität hatten? Hatte man damals das Gefühl, dass einem etwas fehlt?) Ich denke, man kann den meisten Paaren unterstellen, dass die Sexualität den kleineren Teil im gemeinsamen Leben ausmacht. Homophobe aber stürzen sich auf diesen als sei dies alles.
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