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Mittwoch, 9. Juni 2010
Sein
Es ist eine der schwereren Herausforderungen für mich, die Festellung ungehemmt passieren zu lassen, dass es einfach Naturen gibt, die ganz gegengesetzt zu der meinigen sind, und die vor allem anderen zuerst einmal den Zweifel an sich selbst und ihren Ansichten lernen müssen. Naturen, die nicht wie ich den Weg aus dem Selbst-Zweifel hin zu einer mehr oder weniger gefestigten Ich-Stärke finden müssen, sondern die "umgekehrt" den Selbst-Zweifel lernen müssen. Naturen, die es auch lernen müssen, sich selbst zu verdammen und zu verurteilen, ja sogar sich schlecht und minderwertig zu fühlen.
Es sind dies zwar die Auswüchse einer übertriebenen - und so auch noch nicht vollkommenen - "Selbst-Kritik", aber unter Beachtung all ihrer Grobheit scheint es mir fast unausweichlich, dass sie den Weg durch das andere Extrem gehen müssen. Da muss Gleiches mit Gleiches behandelt werden. Der unwillige Holzkopf bedarf der gnadenlosen Holzkeule. Für mich vielleicht auch eine gute Übung, mein falsches, übertriebenes Mitleid zu überwinden. Ich sollte sie schwingen und mit Brutalität und kaltblütiger Zerstörungsabsicht immer wieder auf den Kopf des entsprechenden niedersausen lassen.

"Habe mehr Zweifel! Sei Dir nicht so sicher! Übe Dich in Bescheidenheit!", sollte ich ihnen zurufen. Und: "Schäm Dich! Du hast allen Grund dazu! Die Dummheit quillt Dir aus Augen und Ohren und Deine Faulheit, die der Urgrund von allem ist, stinkt zum Himmel! Du bist eine Zumutung in Deinem So-Sein, auf das Du kein Recht hast! So solltest Du nicht unter Leute gehen, allein die pure Anwesenheit Deiner Blödheit und Selbstgerechtigkeit ist asozial und ein Verbrechen vor Gott. Geh in den Wald und leb in Einsamkeit. Dort ist der rechte Platz für Dich. Dort möge Dich Gottes Liebe dann umfließen wie sie will."



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Warum ich solche Menschen mit solch Eifer in den Wald schicken will?

Weil ein jeder von uns - ob er es will oder nicht, ob er es sich auf die Fahne schreibt oder nicht - auch ein Gedankensender ist und dadurch seine Mitmenschen beeinflusst. Wer sich nicht genug selbst hinterfragt, wer sich allzu schlampig im Umgang mit Aussagen und vor allem Wertungen gibt, der tut der Menschheit keinen guten Dienst - ja er wirkt eher noch daraufhin, dass die vielen mentalen Fesseln, die den Menschen tyrannisieren, fortbestehen.

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