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Mittwoch, 4. Juni 2008
Sein IIIa
Was in mir frisst: Das Gefühl, versagt zu haben.
Nicht aus Unzulänglichkeit oder Unfähigkeit, sondern aus Dummheit, Feigheit, mangelndem Willen und mangelndem Glauben. Mit anderen Worten: schuldhaftes Versagen und nicht ein Versagen, das aus einem Mangel an Möglichkeiten entsteht. Letzteres ist eigentlich gar kein Versagen, und so kann man es wieder auf den einfachen Ausdruck zurückführen: Ich habe versagt. Ich habe versagt, weil ich wirklich versagt habe. Versagt im objektiven Sinne. Nicht relativierbar in seiner grundsätzlichen Faktizität. Nur über Größe, Schwere und Bedeutsamkeit kann man sich streiten. Aber nicht darüber, dass ich versagt habe. Ich habe versagt. Vollständig und unumkehrbar, so unumkehrbar wie die Vergangenheit eben ist - das "Minus" in ihr ist nur durch ein "Plus" in der Zukunft auszugleichen.

Oder habe ich doch nicht versagt?

Erfülle ich meinen Anspruch nach konsequentem Handeln nicht wenigstens auf die Art, dass ich ein konsequenter Zweifler bin? Zeugt es nicht auch von einem gewissen Mut zur Selbst-Bestimmtheit all den hunderten von Zeichen die Stirn meines Eigensinns geboten zu haben? In der Tat kann ich doch immernoch von mir behaupten: Wenn ich heute sterben würde - ich würde eigentlich kaum etwas bereuen. Ich würde mit einem guten Gefühl sterben, dem Gefühl, ganz und gar meinen eigenen Weg gegangen zu sein (zumindest in gewisser Hinsicht) und alles auf eine Karte gesetzt zu haben.
Doch ich hätte es mir auch wesentlich einfacher machen können. Mir und anderen, die ihr Herz an mich hingen und hängen. "Unnützes Leid" ist der schmerzhafte Begriff, die Vorstellung, die nicht nur in Bezug auf die Gegenwart weh tut, sondern auch in Bezug auf die Vergangenheit. Dies ist das "Minus", von dem ich rede. Dabei im Grunde nur auf mich selbst bezogen: Ich litt unnötig. Und dies ist ein Versagen. Oder zumindest etwas sehr Trauriges. Die Blume, die sich hätte öffnen können, öffnete sich nicht. Ja, das ist der eigentliche Punkt: die Traurigkeit dieser Katastrophe. Wie weit da mein Handeln und meine Verantwortung hineinspielen, ist gar nicht so wichtig. Schon allein das Zeuge-Sein läßt einen verzagen. Nicht zuletzt ist aber auch ganz normale egoistische Trauer daran beteiligt: Werde ich so eine Chance je wieder bekommen? Herr "Gedankenmaler" ist egoistisch wie jeder andere auch - dafür verurteilt er sich nicht.

Am Ende hat aber doch eines Bestand und damit umzugehen ist am schwersten: Die Verletzung meiner Verantwortung, vor allem weil sie auch über mich selbst hinaus geht. Doch wieviel lade ich mir eigentlich auf? Und ist das Versagen durch das resultierende Leid nicht schon automatisch abgebüßt? Habe ich wirklich noch eine Schuld? Wem gegenüber? Was erwartet Gott von mir wirklich? Hat er nicht alles in meine Hände gegeben? Kann ich nicht selbst über das Maß an Verantwortung bestimmen, das ich mir über mich selbst hinausgehend aufladen will?

Traurigkeit resultierend aus unerfüllten, persönlichen Wünschen (="Egoismus"), Traurigkeit resultierend aus Verletzung meiner Verantwortung, Scham...
Was ist dieser schwarze Fleck da in meiner Seele eigentlich genau?

Ich glaube, sein Grund ist doch nur Egoismus. Es ist der Teufel, der hier meine durchaus auch vorhandene Tendenz, mich um das Allgemeinwohl zu sorgen, mißbraucht. Er klebt das falsche Etikett auf die falsche Schublade. Weniger um der Aussagen willen, die dadurch entstehen, sondern primär, um mich erstmal von der Wahrheit abzulenken und mich im Sumpf stecken zu lassen.



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der text ist heftig
und gut, und ich messe einen text nach der form, in der er mir begegnet - und die intuition, die er mir erlaubt:
versagen ist dein thema, mit dem du dich und uns zunächst zu quälen scheinst, aber da dies wort schon gleich in seiner bedeutung verschwimmt, zurücktritt - durch seine gehäufte verwendung (sag mal hintereinander versagen versagen versagen versagen versagen ...), öffnet sich durch dieses hindurchgehen durch die tür des "versagens" ein schwebender raum, bevor wir uns dafür interessieren können, wie er wohl beschaffen sein mag, kehrst du auf der stelle um, weil dich der teufel reitet (diabolein gr. = durcheinanderwerfen), du willst nicht zum ziel kommen, denn das wäre das ende

dieses reden überhaupt, das sich hineinbegeben in die "heiligkeit" der sprache, das ist für mich das große risiko, das du auf dich nimmst, und was viele als abgespaced empfinden mögen.
mein "programm" ist etwas konträr, ich muss mir immer etwas schmutz ins gesicht werfen und unter die leute mischen, ein bißchen erschrecken, ein bißchen beruhigen ...

ich wechsel mein schuhwerk andauernd, jetzt bin ich vergleichsweise auf leisen sohlen unterwegs

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Danke für dieses detaillierte und interessante Feedback.

Ein Satz, den ich allerdings gar nicht verstehe, ist:
du willst nicht zum ziel kommen, denn das wäre das ende
Ich behaupte, mein Hin-und-Her im Denken, auf das dieser Satz ja wohl bezogen ist, entsteht wirklich nur aufgrund meiner Wahrheitsliebe und meiner Unsicherheit - und nicht etwa, weil ich irgendwelche Konsequenzen vermeiden will. Wenn Du hier anderer Meinung bist, so mache bitte, bitte einen Versuch, mir den "Spiegel der Wahrheit" schonungslos vor's Gesicht zu halten.

Und dass das "große risiko, das ich auf mich nehme" allein mit der Sprache zusammenhängt, ist eine Sichtweise, die meiner Meinung nach gewiß nicht die volle Wahrheit beinhaltet. Ich behaupte, dass man gerade im Gefühlsausdruck die Sprache bezwingen muss, auf dass sie nur noch ein Instrument ist, dessen man sich bedient. Wenn ich in etwas zu viel reingehe, dann in meine "Gefühle". Aber gerade dieser Beitrag hier, hatte eben genau dies zum Thema, mehr als sonst.

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Ich
noch einmal. Hallo. Und ich hoffe, ich mische mich nicht störend ein. Ich denke, an dem Punkt von Schuld und unnützem Leid stehen zu bleiben (stehen bleiben zu wollen, stehen bleiben zu müssen) ist natürlich schon Reflexion.
Was danach kommt, ist für jeden Menschen anders.
Zwischen "ich habe meine Lektion gelernt" (was ja nur heisst: nun bin ich bereit für neue Fehler), ich nehme meine Schuld auf mich und sühne (das hiesse für mich, ich probiere mich nicht mehr aus) gibt es wohl eine Menge von Dingen, die selbst ich nicht kenne.
Wie wäre es das Chaos erstmal zu lassen? Unerträglich?

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Von Chaos zu reden trifft es nicht ganz. Da ist eine gewisse Unsicherheit bezüglich der "objektiven Wahrheit" - doch dies ist mir nur allzu bekannt und ich weiß eigentlich, wie ich damit umzugehen habe. Ein Teil von mir glaubt auf jeden Fall an die Tatsache, dass ich versagt habe und diesen wollte ich hier einfach mal zur Sprache kommen lassen. Schon allein das Bekenntnis hat mir hier etwas gegeben. Auch weil ich dadurch indirekt meinen "Gott- bzw. Schicksalsglauben" und meinen Willen zu dienen ausgedrückt habe. Vor allem letzteres halte ich für ein sehr wichtiges Ideal. Man muss dies aber ganz und gar freiwillig auf sich nehmen.

"Bereit sein für neue Fehler" finde ich übrigens eine wunderbare Sichtweise. Dies ist eine wunderbare Art, mit der Vergangenheit abzuschließen.

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Bereit
sein für neue Fehler...die fernöstlichen Kulturen reden von Wiedergeburt, die Psychologen von Wiederholungszwang, die Christen haben den Sündenfall. Es scheint, als sei die Unvollkommenheit des Menschen das, was ihn als Gattung ausmacht. Einsicht zu nehmen, heisst natürlich Selbstreflexion, aber dann aber auch neudeutsch "in Prozesse hineinkommen", philosophisch "Streben" (nach Vervollkommnung). Das höhere Prinzip ist aber auch unvollkommen. Letzlich chaotisch, nicht "objektiv". Was soll das sein, objektive Wahrheit?

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Ich habe eine kleine Entdeckung, einen kleinen Fortschritt gemacht oder zumindest eine neue Möglichkeit in meinem Inneren entdeckt. Es war dies wiedermal für mich kaum auf logischem Wege direkt sichtbar. Die Entdeckung ergab sich wiedermal gewissermaßen zufällig aus einer experimentellen Veränderung an anderer Stelle meiner Psyche - wiedermal mit erfreulichen Nebenwirkungen für andere Bereiche und diesmal eben in Bezug auf meine Schuld- und Versagensgefühle:
Wenn ich mich ganz allgemein mehr der Haltung hingebe, das Leben in meine eigene Hand nehmen zu wollen, mich also weniger dem Ideal des Dienen-Wollens unterwerfe, dann blicke ich viel unbeschwerter in eine offene Zukunft, ja ich kann auch alle Fehler der Vergangenheit ganz in meinem Bewußtsein abschütteln. Nun erscheint mir das zwar durchaus auch logisch, doch war ich trotzdem blind dafür, diesen Zusammenhang allein durch eine logische Analyse zu erblicken - wohl, weil es mir noch nichtmal in den Sinn kam, dass es mir möglich sein könne, mich von dem Ideal des Dienen-Wollens etwas zu lösen. Wieso ich das jetzt geschafft habe, wieso meine Seele plötzlich auf eine andere "Idee" kam, weiß ich gar nicht so genau. Hier kommt mir wohl meine allgemeine "Bewegungsfreude" zugute. Dann ist es auch ein Faktor, dass ich es einfach satt habe, mich ständig einem Kontext von "richtigem" und "falschem" Handeln, sowie einem ständigen Zwang, die Zeichen, die einem begegnen, richtig interpretieren zu müssen, auszusetzen. Auch habe ich es satt, es allen recht machen zu wollen. Ich will nun persönlich Entscheidungen für mein Leben treffen und es dabei einfach in Kauf nehmen, dass ich den ein oder anderen Menschen, der einst gehofft hatte, mit an meiner Seite gehen zu können, traurig mache.

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Die Trauer über das Verfehlen von "Schicksals-Erfüllungen" als eine Ur-Trauer betrachten, denn "Schicksals-Erfüllungen" gehören zu den elementaren Spielen des Universums. Eine Differenzierung in Egoismus und selbstlosem Dienen-Wollen ist nicht nötig.

(?)

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Es ist eigentlich ziemlich einfach begründet, dass mich die Nicht-Befolgung von Zeichen, die mich auf eine Aufgabe bzw. Gelegenheit hinweisen sollten, an denen ich selbst großes Interesse und Gefallen gefunden hätte, sehr viel stärker grämt als die Nicht-Befolgung von Zeichen bezüglich eher unliebsamen Aufgaben.
In erstem Fall erhält das Ganze gleichzeitig die Qualität eines Geschenks, das mir "von oben" angeboten wurde; dieses nur deswegen auszuschlagen, weil man sich nicht 100%ig sicher war, bedeutet für mich Dummheit, Respektlosigkeit, Sündigkeit, Versagen, Schande...

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