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Samstag, 29. Mai 2010
Sein III
Meine Entschiedenheit gegen die Welt nimmt konsequentere Züge an:
Nachdem ich mich nun jahrelang damit unter Druck gesetzt habe, vielleicht doch noch eine Ausbildung oder ein Studium oder irgend eine andere Art der Qualifizierung zu erwerben, sage ich mich nun frei davon.
Ich möchte nur noch so viel wie möglich "bei mir selbst sein" und der Welt nur noch die Energie schenken, die ich sonst überschüssig hätte.
Wenn dies mein Überleben nicht sichert, dann eben nicht.



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Sein III
Für den Fall, dass ich dies noch nie gesagt habe: Ich habe / hatte eine Hauptmacke, eine ganz seltsame Fixierung, die gleichermaßen leer und hartnäckig ist, und die wie keine andere kontinuierlich über die Zeit zur Disharmonierung und Schwächung meines Seins beitrug.

Diese Hauptmacke besteht in der Fixierung auf das Ideal des "Verbindens". Ob es sich um unterschiedliche Musikstile, Gaumenfreuden, Religionen oder Himmel und Hölle, Genie und Wahnsinn handelt: immer sei ein "Verbinden" möglich und wünschenswert. Der Gedanke der Getrenntheit, der unüberbrückbaren Verschiedenheit, war mir unangenehm; wohl auch deswegen weil der Begriff und die Idee von einer Hölle dann überhaupt erst möglich wird. Oder auch weil eine andere Konsequenz die wäre, dass der Begriff und die Idee des "Verzichtens" möglich wird...

Als Folge dieser blödsinnigen Fixierung auf eine simplifizierte Idee setzte ich mein natürliches Unterscheidungsvermögen weitgehend außer Kraft. Es gab grundsätzlich ja nichts mehr, das nicht miteinander vereinbar war, und so tat ich viele Dinge, die ich auf intuitiver Ebene eigentlich als widersprüchlich empfand, gestatte mir aber nicht, dies voll wahrzunehmen. Ich bildete mir eher ein, dass ich etwas "noch nicht" erfolgreich miteinander verbunden hätte, anstatt auch mal das Gefühl zuzulassen, dass ich etwas tue, das grundsätzlich gar nicht klappen kann.
Von außen betrachtet ließ ich mich also in allerlei Disziplinlosigkeiten gehen, innerlich war diese Disziplinlosigkeit aber zu 50% eher das Resultat von Verwirrung und Dummheit.



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Mittwoch, 26. Mai 2010
Sein IIa
Der Mensch scheint ganz allgemein anfällig für die Idee zu sein, dass er sich selbst, sein inneres und äußeres Tun, mittels ganz spezieller Methoden und in eine ganz spezielle Richtung hin manipulieren müsse.
Dass das natürliche Sein von ganz allein eigentlich den Drang zu Weiterentwicklung in sich trägt - es scheint, als ob nur wenige daran glauben können bzw. es auch tun.



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Dienstag, 25. Mai 2010
Sein II
Wenn das "Nagual" in einem den Tod will, ihn praktisch schon seit Urzeiten wünscht, warum ihm dann entgegen arbeiten?

Meine Radikalität bezüglich des Todes wurde durch einen bedeutsamen Schalter modifiziert. Bisher glaubte ich immernoch, man müsse seinem Inneren irgend etwas "Künstliches" entgegen setzen, und dass der Tod letztlich doch als etwas Nicht-Wünschenswertes betrachtet werden müsse.

Nun bleibt nur eines übrig: Höre ganz allein auf Dich selbst!

Es geht womöglich gar nicht darum, irgend ein neues Sein heraufzuzüchten.
Es geht nicht um "besondere Energien", die man durch besondere Methoden kreieren, formen und haltbar machen muss.
Es geht nicht darum, seinem Sein durch besondere, bewusst gesteuerte Maßnahmen eine besondere Richtung in "Geschmack", "Charakter" und "Kraft" zu geben.
Es geht nicht um einen ständigen Kampf, der parallel zum Alltag auszuführen ist und einen bis in die allerletzten Kraftreserven hinein fordert.

Besonders schädlich ist das Ganze, wenn damit die typisch krampfige Überbewertung von "richtig" bzw. "falsch" einhergeht, wie es häufig der Fall ist, wenn das Grundthema mit dem Thema Tod in Verbindung steht und man hier keine angstfreie Haltung einnehmen kann.

Letztlich glaube ich zwar immernoch daran, dass der Mensch durch konsequentes Training eine gewisse "besondere Energie" erwerben kann, doch heißt dies nicht, dass dies der Weg für jeden sein muss.

...

Es war für mich niemals miteinander in Einklang zu bringen, wie die Lehre von Don Juan / Castaneda einerseits den Tod als etwas dahinstellte, das überwunden werden muss, und andererseits der Tod als so eine Art "Begleiter" gehandhabt werden sollte, dessen Präsenz einem Freiheit schenkt.
Man kann meiner Meinung nach letzteres nur tun, wenn man ersteres aufgibt.



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Sonntag, 23. Mai 2010
Sein Ia
Verweigerung kann sehr tief motiviert sein.


Verweigerung kann sehr oberflächlich motiviert sein.



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Sein
Als ob meine "Innerlichkeit" mit einem bestimmten Punkt, einer bestimmten Zone in der Bauchregion korrespondiert.
Hier sitzt all meine Leidenschaft - vor allem auch diese nüchterne Leidenschaft, die radikale Entscheidungen treffen kann ohne mit der Wimper zu zucken. Hier sitzt der Grund für meine Bockigkeit und Reserviertheit gegenüber der Welt. Hier sitzt der Grund für meinen Weg und warum ich nicht mehr meditiere. Hier sitzt mein Gefühl, das mir als das natürlichste, eigenste erscheint. Jeder Geisteszustand, der nicht damit in Verbindung steht, erscheint mir unnatürlich. (Noch lasse ich die Frage zu, ob solch ein subjektiv gefühlter "Schwerpunkt" nicht durch konsequentes "Umtrainieren" verlagerbar wäre - doch glaube ich dies eigentlich nicht.)



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