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Samstag, 5. Juni 2010
Sein III
ach, hätte ich doch schon viel früher damit angefangen, Nietzsche zu lesen ... !!!

http://www.zeno.org/Philosophie/M/Nietzsche,+Friedrich/Unzeitgem%C3%A4%C3%9Fe+Betrachtungen/3.+Schopenhauer+als+Erzieher



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Sein IIIa
Wie schön das "Sein" einer einzelnen Aussage sein kann... ich meine, allein schon die Präsenz von irgend einer Aussage, die Präsenz von "Aussage-Kraft", "Aussage-Sein".



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Freitag, 4. Juni 2010
Sein IIIa
Die Leidenschaft am Schreiben ist für mich noch die einfachste "Motivation zur Welt hin", mit der ich mich verbinden kann.
Wie schade, wie dumm von mir, dass ich dieser Seite von mir immer einen Klotz ans Bein band, nämlich den Zweifel und die Frage, was denn all diese ganze Schreiberei für einen "objektiven Sinn" macht - wobei ich stets in eine materialistische, überwiegend diesseitig orientierte Haltung fiel und sogar dazu neigte, allein "praktischen Nutzwert" zu suchen und gelten zu lassen.
Der unbedingte Glaube an den Wert von geistiger Tätigkeit, Sprache und Erkenntnis, der, wie ich annehme, vielen Philosophen Rückenwind gab, ist für mich eben immernoch mehr so ein Allgemeinplatz, den kritisch zu untersuchen, eben eine der "ersten Aufgaben" für einen Philosophen ist. Doch wie lähmt es diesen, wenn er, wie jede andere Sinnfrage, auch diese nicht "letztendlich" beantworten kann und gleichzeitig unter Androhung eines Streiks eine Antwort fordert - es ist, als ob sich ein Dauerläufer gewaltsam die Knie fixieren würde.
Und, herrgottnochmal, ich kann es immernoch nicht, das "Glauben" an den unmittelbaren (oder auch mittelbaren) Sinn "geistiger Arbeit". Wie dumm wohl, überhaupt nach einem Sinn zu fragen...



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Mittwoch, 2. Juni 2010
Sein IIIa
Manchmal dieses unangenehme Gefühl, dass mein "Projekt" hier nichts und wieder nichts dazu beitragen wird, dass auch nur ein einzelnes Individuum zur Meditation und zur Tiefe und Schönheit in sich findet.

Oben drauf sogar der schreckliche Verdacht, dass dieses Projekt hier dem eher entgegenwirkt. Womöglich stecke ich einen Leser mit diesem Wahnsinnsgedanken an, dass es eine "Verbindung" gibt zwischen dem Denken und Meditation?



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Sonntag, 30. Mai 2010
Sein III
Die Ereignisse der letzten Tage / Wochen:

Zum ersten Mal lebte ich subjektiv in einer Phase der Entschiedenheit für den Suizid. Während ich mir dies all die Jahre niemals erlaubte und gegen ein aus bestimmten Gründen hin und wieder aufwallendes Bedürfnis ankämpfte, so wählte ich diesmal einen anderen Weg:
Ich sagte mir "schluss-aus-vorbei!, keine Widerrede mehr, kein klägliches Kämpfen mehr, die Entscheidung steht!" - und stand somit nur noch vor ein paar praktischen Fragen bezüglich der Durchführung und dem Hinterlassen irgendwelcher Anweisungen für Freunde und Angehörige. Selbstverständlich stand ich auch psychologisch vor einer anderen Herausforderung, denn wenn man sich plötzlich mit dem Kopf dafür entscheidet, hat man eine neue Situation.
Man kann z.B. seinen Mut ja nicht einfach so auf Bestellung aus einem emotionalen Rausch schöpfen, den ich aber für wichtig hielt bzw. der mir ein Gefühl der Sicherheit verliehen hätte. Überhaupt war da für mich die Frage nach der "richtigen Stimmung" kurz vor und im Moment des Eintritts des Tods, die für mich eine mehr oder weniger höhere Bedeutung zu haben schien - welchen "Weg" wollte ich hier gehen?
Mit all diesen Fragen beschäftigt, die teils primärer teils sekundärer Natur für mich waren, tätigte ich meine Spaziergänge. Bei fast jedem Rastplatz, der ein kleines bißchen abgelegen war, stellte ich mir die Frage "Warum nicht hier?", "Wie wäre es?".
Die Entscheidung war im Grunde absolut, zumindest war der Hauptwiderstand weggebrochen, dieses krampfige Festhalten an einem "Du musst doch eigentlich!" und der Illusion eines "anderen Weges", der für mich möglich sei und der eben immer darin bestand, ein weltlicher Weg zu sein. Das zeitliche Aufschieben, das es noch gab, war keine Inkonsequenz. Es war fast genauso konsequent wie das geistige Einstimmen eines Athleten auf einen Wettkampf. Lediglich am Rande suchte ich noch nach anderen Alternativen, doch war ich ganz nüchtern bereit, das Ausbleiben einer solchen Entdeckung zu akzeptieren um dann zur Tat zu schreiten.

Irgendwann kam mir aber der Gedanke, dass ich, anstatt zu "gehen", doch auch einfach wieder zu meinem Mönchsweg zurückkehren könnte...
Wenn ich jetzt so oder so all die Ziele und Projekte in meinem Kopf loslasse... all die Zeichen und Aufgaben loslasse... den Wunsch loslasse, die Erfahrung der "Selbst-Erinnerung" durch Worte transportieren zu können...

Und darf ich sagen, dass ich nun zu meinem Weg zurückgefunden habe?
Bei all meinen krampfigen Versuchen, zum Mönchsweg zurückzukehren - sie waren das Gegenstück zu den krampfigen Versuchen, einen weltlichen Weg für mich zu finden -, hatte ich nämlich einen Fehler gemacht, den ich bei dieser Entwicklung automatisch umging: Ich wollte immer zum Akt des intensiven Meditierens zurückkehren, wie ich es früher eben gemacht hatte, doch entspricht dies gar nicht der für mich momentan wichtigen Übungsphase. Als "Mönch" ist für mich jetzt etwas anderes dran und dieses zu "tun" ist das einzige, das mir nach langer, langer Zeit mal wieder den Eindruck vermittelt, dass es sich hier um einen Weg mit Hand und Fuß handelt, dass es sich hier um einen Weg handelt, der wirklich ist und nicht nur Wunschdenken und Illusion.

Die Nähe zwischen Freitod und spirituellem Weg kommt natürlich nicht von ungefähr. Es war eigentlich auch nicht so sehr ein "Gedanke", der mich wieder auf den Mönchsweg stieß. Es war viel mehr die Ähnlichkeit des geistigen Zustands zwischen einem Menschen, der nüchtern und mutig den Tod wählt, und einem Menschen, der mit seinem inneren Selbst in einem gewissen Kontakt steht. In beiden Fällen entsteht eine gewisse Faszination und Lust am eigenen Mut / Weg. Auch stimmt man sich stärker auf Gott und die Gesamtheit allen Seins ein.

Nebenbei hat mich das Einstimmen auf den Suizid von diesen lästigen Gefühlen, noch irgendwelche Pflichten zu haben, befreit. Und damit löst sich für mich ein großes Dilemma. Ich habe in den letzten Jahren viele Gelegenheiten und Zeichen zugespielt bekommen, die ich (fast) alle ausgeschlagen hatte, und jedes Mal hat sich ein kleines Häufchen schlechtes Gewissen angesammelt.
Indem ich mich nun aber prinzipiell erdreistet habe, mich über die ganze Welt hinwegzusetzen, habe ich mich auch über die Zeichen in ihr hinweggesetzt und betrachte ihre Befolgung nicht mehr so als Pflicht. Die Hypothese, dass "Zeichen" manchmal auch höchst verführerische Versuchungen sein können, hatte mir diese Freiheit zwar schon immer möglich gemacht, doch war ich letztlich einfach nicht mutig genug, sie zu nutzen, zu beeindruckt war ich manchmal doch von ihnen.
Höre ich nun auf meinen inneren Kern, was mir jetzt wieder sehr viel leichter gelingt, so sagt er mir sehr klar, dass es für mich womöglich einfach viel zu früh ist, irgendwelche große Aufgaben in der Welt zu übernehmen. In keinem Fall sagt er mir, dass ich den Zeichen folgen muss als gäbe es nichts Wichtigeres. In jedem Fall sagt er mir aber immer wieder, dass ich bei ihm bleiben soll und dass er womöglich großes, großes Potential hat.

Fazit: Einfach öfter mal den Freitod planen.



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