Dienstag, 14. August 2012
gedankenmaler, 00:19h
Ich habe einiges an gutem Gedankengut von Osho mitbekommen – und auch einiges an minderwertigem.
Zu dem minderwertigem gehört die vollkommen verkorkste "Erklärung" für den Wirkmechanismus von "Bewusstheitsübungen". Aufmerksamkeit bzw. Bewusstheit wirke nach dem gleichen Schema wie auch das subjektive Gefühl des Beobachtet-Werden wirke. Ein Mensch, der sich beobachtet fühlt, handele augenblicklich anders. In ähnlicher Weise wirke auch die Praxis der Selbst-Beobachtung. Wie ein Licht, das magisch zu Veränderungen führe...
Diese "Erklärung" ist absolut daneben. Bereits das Wort "Selbst-Beobachtung" ist zumindest doppeldeutig. Unklar ist, ob es sich hier einfach um diese unterschwellige Forscherinteresse handelt, das sich auf die Selbst-Analyse richtet, und praktisch automatisch zu Erkenntnissen führt – das Gedankenmaler-Syndrom sozusagen –, oder ob es sich um diese "geistig-energetische" (hier-und-jetzt) Praxis der Vermehrung von Aufmerksamkeitsenergie und der Steigerung der Selbst-Kontakt-Intensität handelt. Und selbst, wenn dies klar wäre, wäre immernoch fraglich, inwieweit eines von diesen beiden Varianten in irgend einem Zusammenhang mit dem Gefühl des Beobachtet-Werdens und seinen Auswirkungen zu tun hat. Das unterschwellige Interesse an einem selbst setzt einem nicht so einem Gefühl des Beobachtet-Werdens aus und die Steigerung der Aufmerksamkeitsenergie auch nicht. Dies nur so am Rande – viel offensichtlicher ist natürlich der Punkt, dass hier ein Phänomen aus dem Alltag herausgegriffen wird, bei dem der Mensch in 99,99% aller Fälle in einen Zustand der Hemmung und Kleinheit hineingerät, denn es ist ja wohl eine Schwäche des Menschen zu meinen, nicht er selbst sein zu dürfen, wenn jemand zuguckt, und sich deswegen verstellen zu müssen.
Wiedermal tut es gut, daran zu erinnern, dass man selbst denken und filtern sollte. Es sollte ein allgemeines Bewusstsein für diese Notwendigkeit geben. Es ist unglaublich, wie sehr der Mensch in der Lage ist, Schwachsinn zu schlucken und diesen dann jahrelang mit sich rumzutragen ohne dies zu bemerken.
Das Feld des "Bewusstseins" (so wie ich dieses Wort verstehe als der "Raum", in dem Geisteszustände stattfinden) ist jedenfalls viel weiter als ich es früher immer betrachtet habe. Es ist auch noch auf andere Weisen zugänglich als nur durch "geistige Kraftübungen", z.B. durch tiefe, bewusste und wohlwollende Entspannung.
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