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Sonntag, 30. Dezember 2012
Sein IVa
Vielleicht habe ich meine Theorie der zwei Wege
bisher etwas überbewertet. Es geht hierbei auch nicht um einen Kampf, der für die Struktur im ganzen Universum entscheidend ist. Die zwei Wege hat es schon immer gegeben (z.B. „großer Wagen“ und „kleiner Wagen“ im Buddhismus oder „objektiver Weg“ und „subjektiver Weg“ bei Gurdjieff). Und wenn eines Tages einer von beiden global wegfallen sollte, dann ist das eben so und sollte für niemanden ein Grund sein, sich zu sorgen.



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Samstag, 29. Dezember 2012
Sein Ia
Neue Religiösität

1. Abkehr von der Fixierung auf Glaube; stattdessen eine unvoreingenommene, offene Suche nach dem, von dem man gar nicht so genau weiß, ob man es überhaupt finden kann (weil man ja noch nichtmal genau weiß, was man sucht); die Suche nach dem richtigen Weg als Teil des Weges; Suche als Ausdruck von Religiösität; Suche als „Gottesdienst“; Suche nach Wahrheit als „Gottesdienst“; Leidenschaft und Liebe in dieser Suche als Ausdruck des „Funken Gottes“ und Gegenstand der eigenen religiösen Verantwortung

2. Abkehr von der Fixierung auf Glaube; stattdessen die konsequente Begegnung mit der Welt, wie man sie selbst erlebt; Glaube steht nicht über der eigenen Erfahrung; die eigene, subjektive Erfahrungsrealität ist das Maß aller Dinge für einen selbst; erlebt man subjektiv eine Begegnung mit „Gott“, so darf man auch daran glauben, dass man „wirklich“ mit Gott in Kontakt stand bzw. steht; ist man subjektiv davon überzeugt, dass es Gott an Liebe mangelt, so darf man dies glauben; erlebt man Gott als ein dreifältiges Wesen, so darf man dies glauben; erlebt man Gott als unteilbares Ganzes, so darf man dies glauben; etc.
(Seth / Jane Roberts: „Stelle niemals ein Wort über ein seinshaftes Gefühl“)

3. Abkehr vom Aberglauben; höchste Vorsicht mit Unterstellungen Gott oder seinen „Willen“ betreffend; generelle Bevorzugung abstrakter Weltmodelle; verbleibende „irrationale“, konkrete Elemente des Glaubens erschöpfen sich in wenigen Annahmen, die bei aller Konkretheit trotzdem von grundsätzlicher Natur sind – z.B:
„Am Ende wird das Gute ein und für alle Mal siegen“ oder „Es gibt das Gute“, „Das Gute steht am Grund all unserer Existenz“
"Der Mensch ist so gemacht, dass er aus innerstem und reinstem Wünschen zur Wahrheit finden kann (und es bedarf nicht unbedingt übermenschliche Anstrengungen dazu)"
"Der Mensch kann sich sowohl auf dem moralischen Feld als auch außerhalb davon durch Übung bessern"
"Die Wirklichkeit ist größer als sie durch unsere physischen Sinne und technischen Meßinstrumente ausgeleuchtet wird; jenseits davon liegt womöglich sogar noch viel mehr"
aber eher nicht Aussagen wie:
"Gott hat genau einen Sohn mit dem Namen XY; Gott hat eine Tochter, einen Enkel, ... Gott liebt Ponyreiten, Gott ist ein alter Mann mit weißem Bart, ..."
außer natürlich, man versteht sie als Bilder und Metaphern für eine eher abstrakte Aussage

4. Abkehr von der Fixierung auf Glaube; stattdessen freie Nutzung der Möglichkeit des „hypothetischen Glaubens“, z.B. bezüglich Existenz und Seinsweise von Gott:
„Wenn Gott existiert und mich liebt, dann liebt er mich auch, wenn ich nicht an ihn glaube. (Jeder Mensch hat genug Größe, seine Liebe zu einem anderen von einer Glaubensforderung unabhängig zu machen. Von Gott sollte man nicht kleinkarierter denken.)“

5. Abkehr von der Fixierung auf Glaube; stattdessen freies Denken und konsequente Zurückweisung von logischen Widersprüchen wie z.B. der Glaube an einen liebenden Gott einerseits und einem grausam strafenden Gott andererseits (wieder: Von Gott sollte man nicht kleinkarierter denken als vom Menschen...)

6. Abkehr von der Fixierung auf Glaube; stattdessen Arbeit an sich selbst als religiöse Praxis / als „Gottesdienst“; Streben nach Ausgeglichenheit, Reinheit, Stärke, Ehrlichkeit, gesundem Selbst-Bewusstsein und gesunder Bescheidenheit als Gottesdienst; Streben nach neuen Fähigkeiten als Gottesdienst; Üben jeder Art als Gottesdienst; Mut als Gottesdienst; die Öffnung und Hinwendung zum „guten Willen“ in sich selbst als Gottesdienst

7. Abkehr vom Glaubensglaube (d.h. vom Glauben an den Glauben);
Religiösität und religiöse Praxis wird nicht über Glaubenspraxis definiert; „Glaube“ ist so oder so etwas, das man zum allergrößten Teil nicht selber machen kann – Glaube ist ein indirektes Produkt in der Psyche, das nicht oder nur kaum kontrollierbar ist. Häufig ist es der Wille, der sich eine Fassade des Glaubens konstruiert, aber auf solche Fassaden kommt es ja nicht an.

(Man darf hier nicht übersehen, dass auch auf diesem Weg noch ein gewisses Maß an „Gläubigkeit“ vorkommt – meiner Meinung nach ist dies eben das nötige Maß an „Gläubigkeit“. Es fällt gesetzmäßig ab. Das „Glauben“ bleibt dabei an dem Platz, an dem es auch hingehört.)

Religion ist ein Ding, das innerhalb des Indviduums stattfindet.



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Donnerstag, 27. Dezember 2012
Sein IIa
Platon - Eros und Ästhetik auf dem Erkenntnisweg
aus Wikipedia:
In Platons Symposion („Gastmahl“) beschreiben und preisen mehrere Redner Eros, den Dämon (Geist) der auf „das Schöne“ gerichteten Liebe. So betont Phaidros die ethische Dimension des Schönen. Er weist darauf hin, dass die Liebe beim Verliebten das Streben nach einem tugendhaften Leben fördert, da niemand in den Augen seines Geliebten ethisch hässlich erscheinen will, sondern die Liebenden um ihrer Geliebten willen schöne Taten vollbringen.[145] Platon verwendet den Begriff des Schönen nicht nur im engeren Sinne für ästhetisch ansprechende Formen, Farben oder Melodien. Vielmehr bezeichnet er als „schön“ auch Erfreuliches, Bewundernswertes und Entzückendes im menschlichen Charakter und Verhalten, in Staat und Gesellschaft und darüber hinaus rein geistige Objekte philosophischen Bemühens. All dies ist für ihn eigentlich gleichartig, insoweit es Empfindungen derselben Art auslöst, und fällt daher in dieser Hinsicht unter den gemeinsamen Begriff des Schönen.[146] Allerdings ist nicht alles, was gefällt, schön; es gibt auch eine scheinbare Schönheit, die nur flüchtige Annehmlichkeit erzeugt.

Teils widerlegt der platonische Sokrates im Symposion seine Vorredner, teils überhöht er ihre Aussagen. Das Wirken des Eros lässt er weit über den Bereich zwischenmenschlicher Leidenschaft hinausreichen, denn Liebe ist für Platon die Triebfeder des menschlichen Strebens nach dem Schönen und Guten. Diese beiden Bereiche sind eng miteinander verknüpfte Aspekte derselben Wirklichkeit, deren höchste Ausformung geistige, ethische und körperliche Vollkommenheit ist (Kalokagathia). Als höchstes Ziel menschlichen Strebens fällt das Schöne mit dem Guten zusammen, es ist das Gute unter dem Aspekt von dessen ästhetischer Anziehungskraft. Als Sohn der Penia, der Personifikation der Armut, und des Poros (Fülle) treibt Eros den Menschen an, sich in der Erkenntnis des Guten zu vollenden und dadurch glückselig zu werden. Ziel der Liebe ist „Erzeugung und Geburt im Schönen“.[147]

Eine äußere Bedingung für die Betätigung des Eros ist die Gegenwart des Schönen (τὸ καλόν to kalón). Außerdem muss die Seele, um für Schönheit empfänglich zu sein, bestimmte Voraussetzungen mitbringen. Begegnet ein Mensch dem Schönen in einer Form, in der es in der Sinneswelt vorkommt, so erinnert sich die Seele an das wahre Schöne, das sie vor der Geburt geschaut hat und von dem sie seit dem Beginn ihres irdischen Daseins getrennt ist. Wenn dies geschieht, beflügelt die Wirkung des Schönen die Seele und erlaubt ihr, sich stufenweise zum übersinnlich Schönen, der Idee des Schönen, zu erheben. Zugleich nimmt sie den „Ausfluss der Schönheit“ in sich auf und erschaudert angesichts dessen.[148]

So richtet sich Eros aufsteigend zunächst auf die anwesende schöne Gestalt, dann allgemein auf alle schönen Körper, dann auf die schöne Seele, das Schöne in der Gemeinschaft und der Wissenschaft, schließlich auf die Idee des Schönen. Auf diesem Weg stellt das Fortpflanzungsstreben, das von der Schönheit eines Körpers angeregt wird, die niedrigste Stufe dar. Ihm übergeordnet ist der aus dem Eros entspringende Wunsch, moralische und politische Tugenden zu erwerben, die zur Schönheit der Seele beitragen. Zu ihrer Vollendung gelangt die Erkenntnis des Schönen erst in der Schau der Idee des Schönen, nachdem der Betrachtende sich von aller Bindung an sinnliche Wahrnehmung befreit hat.[149]

Zugleich fasst Platon Eros als maßgebliche Triebkraft des philosophischen Erkenntnisstrebens auf, denn die Liebe des Philosophierenden gilt der Weisheit, die zum Schönsten gehört.[150] Der Eros begeistert den Philosophierenden für die Erkenntnis des wahrhaft Erstrebenswerten und veranlasst ihn damit zu der geistigen Betätigung, die sich in der Schau der Ideen vollendet. Der Weisheitsliebende (φιλόσοφος philósophos) strebt nach Erkenntnis, weil er das, wonach er liebend sucht, noch nicht besitzt, das heißt noch nicht weise ist. Wer hingegen entweder bereits wie die Götter weise ist oder den Wert der Weisheit nicht erkannt hat, philosophiert nicht.



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Freitag, 21. Dezember 2012
Sein IIa
Sich um Verstehen bemühen.
Vielleicht darf man sagen, dass das Gute an diesem Punkt beginnt.
Und jede Tragödie fußt auf Missverständissen.


Wo missverstehe ich die Welt?

21.11.12 – kein Weltuntergang heute.



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