Freitag, 29. Juni 2012
gedankenmaler, 21:39h
aus
Ecce Homo. Warum ich so gute Bücher schreibe - 5. Kapitel
von Friedrich Nietzsche:
Ecce Homo. Warum ich so gute Bücher schreibe - 5. Kapitel
von Friedrich Nietzsche:
– Daß aus meinen Schriften ein Psychologe redet, der nicht seinesgleichen hat, das ist vielleicht die erste Einsicht, zu der ein guter Leser gelangt – ein Leser, wie ich ihn verdiene, der mich liest, wie gute alte Philologen ihren Horaz lasen. Die Sätze, über die im Grunde alle Welt einig ist – gar nicht zu reden von den Allerwelts-Philosophen, den Moralisten und andren Hohltöpfen, Kohlköpfen – erscheinen bei mir als Naivitäten des Fehlgriffs: zum Beispiel jener Glaube, daß »unegoistisch« und »egoistisch« Gegensätze sind, während das ego selbst bloß ein »höherer Schwindel«, ein »Ideal« ist... Es gibt weder egoistische noch unegoistische Handlungen: beide Begriffe sind psychologischer Widersinn. Oder der Satz »der Mensch strebt nach Glück«... Oder der Satz »das Glück ist der Lohn der Tugend«... Oder der Satz »Lust und Unlust sind Gegensätze«... Die Circe der Menschheit, die Moral, hat alle psychologica in Grund und Boden gefälscht – vermoralisiert – bis zu jenem schauderhaften Unsinn, daß die Liebe etwas »Unegoistisches« sein soll...
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