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Dienstag, 5. Juni 2012
Sein V
Der Islam ein Teil Deutschlands?
Die gefühlte Realität ist für mich: nein. Ich als jemand, der in Berlin groß geworden ist, und in der Zeit seines Aufwachsens relativ viel Kontakt mit Migranten und Neu-Deutschen hatte – auch vielen Türken, die zumindest per Lippenbekenntnis auch irgendwie "Moslem" waren –, empfindet so, dass der Islam nicht wirklich zu Deutschland gehört. Ich erlebe keinen Islam hier, bzw. eben zu wenig, um ihn als wesentlichen Teil Deutschlands betrachten zu können.
Allerdings, die christlichen Kirchen bilden für mich auch keinen wesentlichen Teil Deutschlands. Und dass ich persönlich eine gewisse Beziehung zur Lehre Jesu habe, heißt nicht, dass ich dies mit Deutschland in Verbindung bringe.

Nerven an dem ganzen Thema tut natürlich diese ständig drohende Überbewertung und Moralisierung jeder im Grunde nur sachlichen Aussage. Hätte ich jetzt nur geschrieben, dass der Islam meiner Meinung nach nicht zu Deutschland gehört und Punkt, dann hätten mir wohl einige ausländerfeindliche Absichten unterstellt.

siehe auch: Süddeutsche vom 1.6.2012



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Sein IIIa
Wer bloggt, macht Politik.
Das bitte ich in aller Klarheit zu registrieren. Es mag zwar konzentriertere und weniger konzentrierte Formen von Politik geben, aber ein jedes Sprachwerk hinterlässt im öffentlichen Raum potentiell eine Wirkung – und ist insofern realitätsgestaltend. Der Ausmaß der Wirkung mag klein sein, wie auch die Wirkung der persönlichen Teilnahme an einer Demonstration kaum meßbar ist, doch sie ist prinzipiell vorhanden. Wer bloggt, wer zum Instrument der Sprache greift und sie veröffentlicht, der mischt sich ein.

Auch ich mische mich mal wieder ein...

Die sogenannten Kultusminister – oder wer auch immer für die Lehrpläne in den Schulen verantwortlich ist – gehören meines Erachtens nach mit zu den mächtigsten Männern und Frauen in der Gesellschaft. Sie üben zwar, soweit ich das beurteilen kann, keine direkte, bis ins Detail gehende Kontrolle darüber aus, welches Buch zu welcher Zeit gelesen werden soll, doch ist dies im Prinzip deren Gebiet. Wieviel wird einem doch im Fach "Deutsch" an Philosophie und Psychologie untergejubelt... Deutsch-Unterricht ist ab der 8. oder 9. Klasse – spätestens aber der 10. – im Grunde ja kaum noch Deutsch-Unterricht; es ist ein Möchtegern-Philosophie- und Möchtegern-Psychologie-Unterricht. Was für eine subtile und große Macht in den Händen von Deutsch-Lehrern, wenn sie darüber entscheiden können, ob sie der Klasse den "Homo Faber" von Max Frisch, das "Abenteuerliche Herz" von Ernst Jünger oder irgend ein Goethe verordnen... (gewiss ist das Jünger-Beispiel unrealistisch; es ist eher ein Wunschszenario meinerseits...)
Wenn ich daran denke, mit welcher Arroganz, Unbewusstheit und gleichzeitig doch kaltblütigem Machtanspruch manch ein Lehrer hier seine Linie fährt, wird mir schlecht...

Andererseits ist es wohl auch gerade die (philosophische) Unbewusstheit, die es möglich gemacht hat, an der Schule wenigstens ein bißchen so etwas wie "geistige Führung" miteinfließen zu lassen, ohne heftigen Widerstand seitens der Kirchen zu ernten. Wenn Philosophie und Psychologie als "Literatur" oder "deutsche Literaturgeschichte" verkauft wird und dies von Politik und Gesellschaft auch so gesehen wird, dann weicht man damit dem Vorwurf der Verletzung der Neutralitätspflicht des Staates in weltanschaulichen Fragen ja geschickt aus (zumindest geschickt genug, um sein Ding machen zu können) – und muss sich nicht mit bescheuerten, ideologisch motivierten Einwänden auseinandersetzen, wie sie im Streit um das Fach LER (Lebensgestaltung, Ethik, Religion) in Berlin und Brandenburg angeführt wurden.
All das scheint in heutigen Zeiten zwar kaum noch ein Thema zu sein, doch vermisse ich immernoch eine etwas bewusstere Pflege der Philosophie und Psychologie, wie sie uns im Alltag begegnet. Volksweisheiten, Volkslieder, Allgemeinplätze, Sprichwörter, Literatur jeder Art – und alles eben, was wir in unseren Blogs hier erfinden und reproduzieren – enthalten alle elementare philsophische, die Welt erforschende Momente, die man vielleicht mal etwas bewusster wahrnehmen sollte?

Ich sagte eingangs, dass jeder, der bloggt, Politik macht. Genauso ist es natürlich wahr, dass jeder, der bloggt, Philosophie betreibt (weil ja die Philosophie nichts anderes als eine höhere Form der Politik ist...). Und genauso wie es verschiedene Grade, Konzentrationen und Felder der Politik gibt, so gibt es diese auch in der Philosophie. Der Literaturstudent scheint mir im Regelfall mit dem größten Missverständnis über seine im Grunde philosophische Tätigkeit dahin zu vegetieren. Tragisch, aber wahr. Der gemeine Blogger soll es bitte nicht tun.

Ihr seid also alle Philosophen und Ihr seid alle Politiker. Es ist dies nicht vom Mensch-Sein zu trennen.
Basta.



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