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Donnerstag, 25. Dezember 2008
Sein IIa
Was fehlt(e) mir eigentlich die ganze Zeit, dass ich nicht fähig war, meinen besonderen Lebensweg auf vielleicht etwas legitimere(?) Weise durchzuziehen?
Ist dieses kitschige Konzept vom "Glaube" wahr? Ist es das, das mir fehlt? Oder müsste ich einfach nur ein bißchen rücksichtsloser sein?
So dass ich mich mit meinem Willen auf die "Spur" gesetzt hätte, ein Schriftsteller zu sein, der es verdammt nochmal verdient hat, irgendwo einen Förderer zu finden? Vielleicht irgendwo eine alte, einsame aber wohlhabende Dame, die sich über philosophische Gesellschaft und etwas Hilfe im Haushalt freut. Oder auch eine ganz normale Familie der Oberschicht mit Interesse an der Förderung von "Künstlern".
Irgendwie war ich "nicht in der Lage" nach so einer Möglichkeit intensiv zu suchen und machte also von der sozialen Hängematte Hartz IV Gebrauch, weil es für mich anscheinend "keine Alternative" gab. (Erzeugte ich meinen sehr mangelhaften Gesundheitszustand unbewusst mit Absicht?)

"Mut", "Glaube", "Überzeugt-Sein", "Entschlossenheit"... so einfach aus der Luft zaubern kann man das nicht...

Es scheint mir, als ob es in meinem Fall einen Knackpunkt in der Nähe dieser Begriffe gibt, der aber eben durch diese nicht erfasst ist.
Der Punkt mit der Rücksichtslosigkeit ist vielleicht ein kleiner Schritt näher dran. (siehe übrigens Don Juan / Carlos Castaneda: Der Montagepunkt (=Seinszustand) der "Rücksichtslosigkeit". Dort wird behauptet, dass diese Einstellung ein unabkömmlicher Schlüssel zur Zauberei ist.)

Was fehlt mir? (Oder fehlt mir gar nichts und ich sollte über meine gesunde Selbst-Zweifel und meinen Realitätssinn froh sein?)

Vielleicht dies?:
- Eine gesunde "Ignoranz", ein gesundes Ausfiltern. (Ohne Frage würden wir gar nicht funktionieren, wenn wir nicht in der Lage wären, auf der einen Seite zu fokussieren und auf der anderen Seite zu filtern.)

- Sehr nüchtern sein Leben einem Risiko hingeben. Weder "glauben" noch nicht-glauben - ausprobieren. Für einen schwachen Verdacht, vielleicht zum Guten in der Welt beitragen zu können, alles auf eine Karte setzen, sogar seine Moral. Die gute Absicht des Handelnden entscheidet letztlich über alle moralische Bewertung. Selbst wenn man am Ende seines Lebens zu dem Schluss kommt, dass man nur Müll produziert hat - und man sein Leben moralisch wertvoller gestalten hätte können - die absolute Konsequenz des Ausprobierens verleiht dem Leben und seinem Akteur Schönheit (auch hier steckt Gott-Vertrauen drin).
Ja, vielleicht hätte ich mich einfach nur noch mehr an dieser Prämisse orientieren sollen. Ohne sie wäre ich ja auch niemals so weit gegangen, doch hätte ich noch mehr Ruhe und Kraft aus ihr ziehen können.

- An eine andere, nicht so stark weltliche Wertebene glauben, bzw. sich mehr auf die "spirituelle", transzendente Wertebene berufen:
Der Vogel, der singt, ist ein Diener Gottes. Genauso die Blume am Wegesrand und auch die Katze, die dem Vogel mit meisterhaftem Geschick die Kehle durchbeißt. In diesem Orchester "Welt" spielt auch der Mensch seine Geige, je nach Spielart seines Typus entsprechend natürlich.
Wer sich auf den Geist konzentiert, der sollte sich auch wirklich nur auf den Geist konzentrieren, d.h.: sich selbst als Maßstab nehmen. Produziert der Geist in seiner Kreativität reine Freude war die Sache es wert...

(?)



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