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Donnerstag, 28. Juni 2012
gedankenmaler, 21:43h
"und der Versuch zwischen gut und böse zu unterscheiden"
Kann bitte jemand mal so einen Gemeinschaftsblog / Diskussionsforum gründen? Ich selbst habe grad "keine Zeit" dafür, hätte aber ziemlich Lust drauf. Auch wenn ich mir nicht so sicher bin, inwieweit dieses Projekt sinnreich wäre und Zulauf erhalten würde, so würde ich es auf einen Versuch gerne ankommen lassen. Wenn mich auch auf der einen Seite der Teufel dabei reitet, so bin ich doch mindestens genauso viel davon überzeugt, dass so ein Projekt die ein oder andere sinnvolle Diskussion bzw. Reflektion lostreten könnte.
Es könnte einerseits ein Watchblog sein, das Pauschalisierungen im alltäglichen Sprachgebrauch des öffentlichen Lebens festhält und kritisch analysiert, andererseits aber auch eine Art Experimentierraum sein, um pauschale Aussagen mit ein bißchen weniger Rücksicht als sonst tätigen zu können. Im übrigen muss es dabei nicht nur um Pauschalisierungen betreffs Menschengruppen gehen, sondern kann auch jede Ding- und Tierart treffen, das Phänomen der Pauschalisierung also allgemein thematisieren.
In jedem Fall erhoffe ich mir davon, dass Worte / Phänomene wie "Rassismus", "Diskriminierung", "Sexismus" gründlicher durchdacht und weniger als Moralkeule verwendet werden. Vielleicht ist es ja auch erstrebenswert, dass sie ganz aus unserem Sprachgebrauch verschwinden. Im wissenschaftlichen Dialog scheint sich so oder so schon der Begriff der "gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit" durchzusetzen. Zwar hat auch dieser Begriff für mich schon wieder Zeigefinger-Charakter, doch immerhin ist er abstrakt und allgemein gehalten.
Einer meiner Nietzsche-Lieblinge: Ausländereien.
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gedankenmaler, 15:29h
Dass ich die "Würde des Menschen" im Sinne unseres Grundgesetzes
nicht so recht nachvollziehen kann, hat nichts mit Menschenfeindlichkeit zu tun. Es entspräche nur viel mehr meinem natürlichen Verständnis, wenn man von der "Würde" von all dem sprechen würde, das überhaupt ist...
Die "Würde des Seins", die "Würde der gesamten Existenz" sind für mich Sinneinheiten, bei denen es schon eher in meinem Oberstübchen klingelt.
Der Begriff "Würde" ist aber auch in diesen Zusammensetzungen ein zweifelhafter. Zum einen hat er für mich einen ziemlich moralischen Beigeschmack. Zum anderen ist er einfach ein bißchen kraftlos.
Ich bin der Meinung, dass diese persönlichen Wahrnehmungen meinerseits vor allem damit zusammenhängen, dass mit diesem Begriff nicht 100%ig sauber und ehrlich umgegangen wird. So wird die Ableitung von dem "Wert" Würde auf objektiv daraus hervorgehendes "Recht" grundsätzlich verschleiert, bzw. wenig thematisiert. Wir tun so, als ob es ein und dieselbe Sache sei, an die Würde des Menschen zu glauben und gleichzeitig auch an das gottgegebene Recht auf freie Meinungsäußerung, körperliche Unversehrtheit, Gleichbehandlung aller Menschen, etc. Wenn ich auch in den allermeisten Fällen diesen Verknüpfungen zustimme, so ist muss man doch erstmal zur Kenntnis nehmen, dass hier ein gewisser "Denkschritt" dazwischen liegt. Die Würde des Menschen bzw. des Seins kann und sollte zuallererst als ein absolut eigenständiges Phänomen empfunden werden können, unabhängig von den Konsequenzen, die man daraus für die Praxis ziehen will. Man hat es hier – wenn es denn wirklich real ist – mit Magie zu tun; ständig unseren profanen, irdischen Rechte darüber zu werfen, hat für mich die Wirkung eines Dunstschleiers. Die Magie stumpft ab, wird blass, schwächlich, kraftlos.
Ich glaube, man hat Angst, dass der offene Umgang mit der Tatsache, dass eigentlich noch ein Denkschritt zwischen "Würde" und "Recht" liegt, die "Heiligkeit" unseres Grundgesetztes relativieren könnte. Lieber nicht dran rütteln, scheint die gängige Einstellung zu sein. Lieber nicht nachdenken...
...
Zu guter Letzt muss man natürlich doch wieder den Schritt machen, nach den praktischen Konsequenzen des Gegebenseins von "Würde" zu fragen. Und natürlich muss man auch mit der Möglichkeit rechnen, dass es hier unterschiedliche Vorstellungen gibt. Wie man in solchen Fällen zu einen Kompromiß findet, bzw. die "beste" aller Vorstellungen herausfindet, kann man wohl nicht allgemein beantworten. Ein Prinzip aber scheint mir ganz offensichtlich allgemeingültig zu sein: Das der Freiheit. Woimmer es möglich ist, einer allgemeinverbindlichen Regelung auszuweichen und stattdessen nach dem Motto "Jeder darf hierüber selbst entscheiden" zu verfahren, da sollte man dies auch tun. Insbesondere bei Handlungen, die den Handelnden selbst betreffen, sollte dies gelten. Der Mensch sollte selbst entscheiden dürfen, welcher Würdemaßstab und -begriff anzuwenden ist. Als sie hier in Deutschland die Serie "Big Brother" einführen wollten, gab es im Vorfeld Diskussionen darüber, ob dies denn mit dem Grundgesetz vereinbar sei, weil der Mensch dort nicht mit der entsprechenden Würde behandelt werde. Solche Diskussionen gehen für mich in die falsche Richtung, da hier versucht wird, einen allgemeingültigen Würdebegriff durchzusetzen, obwohl dies gar nicht notwendig ist. Zugespitzt, und sachlich eigentlich falsch, sollte man es vielleicht einfach so in Worte fassen: Der Mensch muss auch das Recht haben, seine eigene Würde zu mißachten.
Dem Individuum diese größtmögliche Freiheit zu geben, ist für mich nur ein Ausdruck des Respekts vor diesem Menschen. Man mag traurig darüber sein, dass er sich in einer Art und Weise verhält, die ihn als "würde-los" erscheinen lässt, doch sollte man ihm vorschreiben, wie er zu leben hat? Davon Abstand zu nehmen und die natürlichen Ich-Grenzen zu akzeptieren, ihm seine Freiheit und Eigenverantwortung zuzugestehen, ist für mich die wichtigste Form des Respekts vor seiner Individualität.
Natürlich ist das Element der Bevormundung (also eine milde Form der Freiheitsberaubung) nicht gänzlich aus dem menschlichen Miteinander wegzuschaffen. Dies gilt, weil der Mensch nicht gleich als "Erwachsener" auf die Welt kommt und in den Jahren seines Heranwachsens eine gewisse Führung braucht. Irgendwann sollte man aber einen klaren und absoluten Schlusstrich ziehen; ein erwachsener Mensch braucht keine Führung mehr, bzw. er muss sich selbst führen.
...
Wenn man ehrlich ist, sind die meisten Grundgesetze eigenständige Ur-Gesetze. Es lässt sich herzlich wenig aus der "Würde" selbst ableiten. Es sind alles eigenständige Momente des Wirkens Herz-diktierter Willkür. Jedes Gesetz kommt aus dieser Willkür.
Ich mag als Angreifer der Würde des Menschen erscheinen, doch mit diesen Thesen verteidige ich die "Würde".
...
Der Begriff "Würde" bleibt auch nach all diesen Befreiungsversuchen für mich ziemlich kraftlos. "Herrlichkeit" wäre besser. "Innere Schönheit" wäre besser. Ja, es wäre vielleicht sogar besser, von der "Würde" und ähnlichem erst gar nicht zu reden, sondern gleich von "Recht" zu reden:
"Die innersten Rechte des Menschen sind unantastbar."
Klingt für mich ehrlicher, leichter verständlich und eben kraftvoller. Natürlich ist dann das Definitionsproblem und die Relativität des Grundgesetzes offensichtlicher. Ein Mensch, der mit seinem Herzen in Verbindung steht, sollte aber genauso zu seiner Willkür stehen können, wie es der eiskalte Verbrecher tut, der sich bewusst darüber erhebt (wenn er es denn tut). Von "Würde" anstatt von "Recht" zu reden hat für mich in letzter Konsequenz also genau entgegengesetzte Bedeutung: Der Mensch versucht sich hier über die logische Relativität seiner Philosophie hinwegzutäuschen...
Ehrlichkeit und Herzensverbindung!
Die "Würde des Seins", die "Würde der gesamten Existenz" sind für mich Sinneinheiten, bei denen es schon eher in meinem Oberstübchen klingelt.
Der Begriff "Würde" ist aber auch in diesen Zusammensetzungen ein zweifelhafter. Zum einen hat er für mich einen ziemlich moralischen Beigeschmack. Zum anderen ist er einfach ein bißchen kraftlos.
Ich bin der Meinung, dass diese persönlichen Wahrnehmungen meinerseits vor allem damit zusammenhängen, dass mit diesem Begriff nicht 100%ig sauber und ehrlich umgegangen wird. So wird die Ableitung von dem "Wert" Würde auf objektiv daraus hervorgehendes "Recht" grundsätzlich verschleiert, bzw. wenig thematisiert. Wir tun so, als ob es ein und dieselbe Sache sei, an die Würde des Menschen zu glauben und gleichzeitig auch an das gottgegebene Recht auf freie Meinungsäußerung, körperliche Unversehrtheit, Gleichbehandlung aller Menschen, etc. Wenn ich auch in den allermeisten Fällen diesen Verknüpfungen zustimme, so ist muss man doch erstmal zur Kenntnis nehmen, dass hier ein gewisser "Denkschritt" dazwischen liegt. Die Würde des Menschen bzw. des Seins kann und sollte zuallererst als ein absolut eigenständiges Phänomen empfunden werden können, unabhängig von den Konsequenzen, die man daraus für die Praxis ziehen will. Man hat es hier – wenn es denn wirklich real ist – mit Magie zu tun; ständig unseren profanen, irdischen Rechte darüber zu werfen, hat für mich die Wirkung eines Dunstschleiers. Die Magie stumpft ab, wird blass, schwächlich, kraftlos.
Ich glaube, man hat Angst, dass der offene Umgang mit der Tatsache, dass eigentlich noch ein Denkschritt zwischen "Würde" und "Recht" liegt, die "Heiligkeit" unseres Grundgesetztes relativieren könnte. Lieber nicht dran rütteln, scheint die gängige Einstellung zu sein. Lieber nicht nachdenken...
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Zu guter Letzt muss man natürlich doch wieder den Schritt machen, nach den praktischen Konsequenzen des Gegebenseins von "Würde" zu fragen. Und natürlich muss man auch mit der Möglichkeit rechnen, dass es hier unterschiedliche Vorstellungen gibt. Wie man in solchen Fällen zu einen Kompromiß findet, bzw. die "beste" aller Vorstellungen herausfindet, kann man wohl nicht allgemein beantworten. Ein Prinzip aber scheint mir ganz offensichtlich allgemeingültig zu sein: Das der Freiheit. Woimmer es möglich ist, einer allgemeinverbindlichen Regelung auszuweichen und stattdessen nach dem Motto "Jeder darf hierüber selbst entscheiden" zu verfahren, da sollte man dies auch tun. Insbesondere bei Handlungen, die den Handelnden selbst betreffen, sollte dies gelten. Der Mensch sollte selbst entscheiden dürfen, welcher Würdemaßstab und -begriff anzuwenden ist. Als sie hier in Deutschland die Serie "Big Brother" einführen wollten, gab es im Vorfeld Diskussionen darüber, ob dies denn mit dem Grundgesetz vereinbar sei, weil der Mensch dort nicht mit der entsprechenden Würde behandelt werde. Solche Diskussionen gehen für mich in die falsche Richtung, da hier versucht wird, einen allgemeingültigen Würdebegriff durchzusetzen, obwohl dies gar nicht notwendig ist. Zugespitzt, und sachlich eigentlich falsch, sollte man es vielleicht einfach so in Worte fassen: Der Mensch muss auch das Recht haben, seine eigene Würde zu mißachten.
Dem Individuum diese größtmögliche Freiheit zu geben, ist für mich nur ein Ausdruck des Respekts vor diesem Menschen. Man mag traurig darüber sein, dass er sich in einer Art und Weise verhält, die ihn als "würde-los" erscheinen lässt, doch sollte man ihm vorschreiben, wie er zu leben hat? Davon Abstand zu nehmen und die natürlichen Ich-Grenzen zu akzeptieren, ihm seine Freiheit und Eigenverantwortung zuzugestehen, ist für mich die wichtigste Form des Respekts vor seiner Individualität.
Natürlich ist das Element der Bevormundung (also eine milde Form der Freiheitsberaubung) nicht gänzlich aus dem menschlichen Miteinander wegzuschaffen. Dies gilt, weil der Mensch nicht gleich als "Erwachsener" auf die Welt kommt und in den Jahren seines Heranwachsens eine gewisse Führung braucht. Irgendwann sollte man aber einen klaren und absoluten Schlusstrich ziehen; ein erwachsener Mensch braucht keine Führung mehr, bzw. er muss sich selbst führen.
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Wenn man ehrlich ist, sind die meisten Grundgesetze eigenständige Ur-Gesetze. Es lässt sich herzlich wenig aus der "Würde" selbst ableiten. Es sind alles eigenständige Momente des Wirkens Herz-diktierter Willkür. Jedes Gesetz kommt aus dieser Willkür.
Ich mag als Angreifer der Würde des Menschen erscheinen, doch mit diesen Thesen verteidige ich die "Würde".
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Der Begriff "Würde" bleibt auch nach all diesen Befreiungsversuchen für mich ziemlich kraftlos. "Herrlichkeit" wäre besser. "Innere Schönheit" wäre besser. Ja, es wäre vielleicht sogar besser, von der "Würde" und ähnlichem erst gar nicht zu reden, sondern gleich von "Recht" zu reden:
"Die innersten Rechte des Menschen sind unantastbar."
Klingt für mich ehrlicher, leichter verständlich und eben kraftvoller. Natürlich ist dann das Definitionsproblem und die Relativität des Grundgesetzes offensichtlicher. Ein Mensch, der mit seinem Herzen in Verbindung steht, sollte aber genauso zu seiner Willkür stehen können, wie es der eiskalte Verbrecher tut, der sich bewusst darüber erhebt (wenn er es denn tut). Von "Würde" anstatt von "Recht" zu reden hat für mich in letzter Konsequenz also genau entgegengesetzte Bedeutung: Der Mensch versucht sich hier über die logische Relativität seiner Philosophie hinwegzutäuschen...
Ehrlichkeit und Herzensverbindung!
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