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Samstag, 16. Februar 2013
Sein III
"Stelle mindestens alle 5 Seiten eine detaillierte, stichpunktartige Zusammenfassung der Deiner Meinung nach wichtigsten Thesen und Schlüsselwörter auf. Sei wachsam gegenüber implizit durch den Kontext vorausgesetzte Thesen und notiere diese auch. Notiere weiterhin zu jeder These Deine eigene Haltung. Stimmst Du eher zu oder eher nicht. Gefällt sie Dir oder eher nicht. Du kannst auch subjektive Assoziationen und persönliche Fragen hinzufügen."

Diese Aufforderung sollte jeder Erwachsene einem Jugendlichen zu einem philosophischen oder spirituellen Buch mitgeben. Wer sich einer tieferen Liebe zu diesem Jugendlichen rühmt, sollte darüber hinaus die Notizen mit ihm auch besprechen und seine eigenen Ansichten tolerant einbringen. Sofern das Buch eine sehr spezielle und radikale Ausrichtung hat, wäre es mitunter gut, ihm nach abgeschlossener Lektüre auch andere Bücher und Autoren zu empfehlen, die ein Kontra oder zumindest eine andere Richtung anbieten. Mit denen muss man dann natürlich das gleiche Verarbeitungsprogramm durchziehen.

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(Wie sehr wäre mein Leben wohl anders verlaufen, wenn meine Eltern mich dieser Maßnahme unterzogen hätten? Ich bin mir sicher: Es wäre definitiv anders verlaufen.
Ich verstehe nicht, wieso es meinen Eltern so sehr an Bewusstheit dafür gemangelt hat, dass es insbesondere für einen jungen Menschen wichtig ist, Philosophisches auch gründlich zu verarbeiten. Um ehrlich zu sein, bin ich auch ein wenig sauer auf sie, denn so eine Unterlassung, wie sie in meinem Fall geschehen ist, ist mindestens Fahrlässigkeit, wenn nicht grobe Fahrlässigkeit.)

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Bewegt sich der Jugendliche auf einen radikal meditativen Weg zu, so ist dies gewissermaßen ein Sonderfall. Hier sollte man ihm eventuell bei der richtigen Einordnung helfen. Die Überschriften, unter denen er sich in Meditation begibt, können ihn in eine unnötige Enge hineintreiben. Phasenweise können zwar sogar falsche bzw. zu enge Ansichten hilfreich sein, weil man sich dadurch in besonders konzentrierter Weise einem Teilgebiet oder einer Teildisziplin widmet, auf Dauer führt dies aber eher zu Problemen. Der beste philosophische Hintergrund für eine Meditationspraxis muss meiner Meinung nach ein zweigleisiges Angebot sein. Das eine ist dafür ausgelegt, die Meditation in harmonischer Weise in ein "ganz normales Leben" zu integrieren. Hier müssen simpelste Harmoniegesetze beachtet werden, wie sie ein jeder eigentlich automatisch befolgt, und es muss klar gemacht werden, dass Meditation eine Arbeit an der Schnittstelle zwischen "Körper" und "Geist" ist. Das andere Angebot rückt die Perspektive der Erleuchtung (des Empfangs des "Heiligen Geists") in den Fokus. Hier muss klar gemacht werden, dass es einer großen Radikalität und eines großen Mutes bedarf, und dass das sonst vorhandene Ziel einer Vereinbarkeit mit einem "ganz normalen Leben" möglicherweise aufgegeben werden muss, vielleicht sogar das physische Leben überhaupt. Kein Nebenziel darf das Hauptziel trüben. Gleichzeitig spricht natürlich nichts prinzipiell dagegen, dass sich die Erleuchtung (der Empfang des Heiligen Geists) mit einem mehr oder weniger normalen Leben vereinbaren lässt.

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(Dass meine Eltern diese Weisheit nicht besessen haben, kann ich ihnen kaum vorwerfen. Der Durchschnittsmensch von heute steht nunmal da, wo er gerade steht. Dass er Kinder hat, die er nicht angemessen führen kann, gehört nunmal zur Tragik in diesem Theater.)



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