Hinweis | Tag 1 | kritische Stimmen | Bewegung | Welt & Weltlichkeit | Glaubenseuphorie | evergreen (1) | Beichte | eine Kluft | die Lösung? | Energie & Wort |
eine Falle | Ich-Gefühl | Huhn vs. Ei | Sein & Fließen | Tun | All-Weisheit | Suche: "Leben" | Faszination Kopftuch | Seins-Anstrengung | emotionaler Schmerz |
Tod & JETZT | versagt! | Tanztherapie | Ich und Welt (1) | Das Herz / Das Sein | Glaube & Vertrauen | die Wahrheitsfalle | Theorie psychologischer Selbst-Erkenntis |
Das Arbeiten der Wörter? | Wille & Zartheit | ein Pistolenschuss | Wille & Energie | Zeitarbeit | Mitleid | xy | Beischlaf: Nebensache | Kunst |
Beziehungen | Liebe I | Perfektion... | Suche: "Glaube" | SEHEN | Die Aura eines Gedanken | Angst im Denken | Liebe II | Testament I |
Sinn des Lebens I | Energie | Anders-Sein | Ich-Angst | Zufall | Schreibtechnik | Spiritualität & Welt | Suche: Graben | Suche: Wissensintelligenz | more...


Donnerstag, 7. Februar 2013
Sein IV
Glaube! – Zweifle! – Funktioniere!

Dies sei ab sofort meine kleine, persönliche Lieblings-Trinität.
Alle Welt bläst in das Horn des "Glaubens".
Ich blase zum Widerspruch, schon aus Prinzip, und mit der gleichen Willkür des bloßen Imperativs.
Und letztlich interessiert sich die Welt ja doch am meisten dafür, dass Du "funktionierst". Das Dritte, die dritte Kraft, ist das eigentlich Reale, das eigentlich Wirksame. Sie ist das, das vom Kampf zwischen Ja (These) und Nein (Antithese) übrig bleibt.

An der eigenen emotionalen Reaktion zu Imperativen kann man den eigenen psychischen Zustand gut ablesen.
Ist der Imperativ erdrückend, erlebt man ihn als von außen (oben) auf einen niedergehen, steckt man entweder in Schwierigkeiten oder es handelt sich dem Inhalt nach um einen Imperativ, der ganz "objektiv" betrachtet nicht gut für einen ist.
Liest sich der Imperativ als eigener Imperativ, als eigene Überzeugung und Wahl, die vielleicht auch mit einer gewissen Freude einhergeht, dann ist er eine gute Hilfe und Erinnerung.
Natürlich gibt es auch gemischte Gefühle zu einem Imperativ, was ja nicht zuletzt auch mit der konkreten Interpretation und Kontextherstellung zu tun hat.

Ich persönlich kann zu allen oben aufgeführten Imperativen sowohl positive als auch negative Haltungen einnehmen, wobei der Imperativ "Zweifle!" vor allem als korrigierende Maßnahme gemeint ist. Wenn zu viel Hitzigkeit, zu viel unnatürliche Absicht im Glauben ist – und das ist eigentlich immer der Fall, wo der Mensch dem Imperativ "Glaube!" begegnet – tut dem Menschen ein Kontra gut. Und letzten Endes hilft alles nichts. Der Mensch muss sich auf sich selbst besinnen und handeln. Was soll schon all dieses Glauben oder Zweifeln! Funktionieren und Handeln muss der Mensch, zumindest dann wenn er überleben will. Als Imperativ haftet "Funktioniere!" zugegeben fast ausschließlich etwas Negatives an. Natürlich hätte ich auch "Handle!" schreiben können, und für den eigenen Gebrauch wäre das auch zweifelsfrei besser gewesen, aber wenn ich die Stimmung wiedergebe, die mir von der Welt / Gesellschaft vermittelt wird, dann ist es eben eher ein kaltes, unpersönliches, fast grauenhaftes "Funktioniere!"...

Bis zu einem gewissen Grad ist es möglich, jeden Imperativ für sich nutzbar zu machen. Man kann mit sich selbst darum ringen, ihn anzunehmen, und man kann ihn manipulieren, sodass er etwas freundlicher wirkt. Letzten Endes sollte man aber auch immer die Freiheit haben, auf eine andere Formulierung zu wechseln, wenn die vorgegebene einfach nicht passt. Ich meine, dass hier vor allem die Allgemeinplätze "Glaube!" und "Denke positiv!" betroffen sind. Ein Problem ist hierbei häufig, dass die gemeinte innere Praxis überhaupt gar nicht mit diesen Worten assoziiert wird, und dass diese Praxis auch mit gar keinen anderen Worten im eigenen Sprachhaushalt assoziiert ist. Der Heil bringende Muskel schläft, wurde noch nie richtig benutzt, und er hat noch nichtmal einen Namen. Dieser Umstand macht wie kein anderer klar, dass zur religiösen und psychischen Entwicklung des Menschen eine allertiefste Emanzipation und Eigeninitiatve notwendig dazu gehört.
Für mich selbst bleibt von den erwähnten zwei Allgemeinplätzen jedenfalls nicht viel mehr übrig als ungefähr ein: "Mach Dir nicht so viel Sorgen. Kleister Dir nicht jede Minute Deines Tages mit Sorgen zu, sondern entspanne auch mal etwas öfter." Oder kürzer: "Lass auch mal etwas Sonne rein!" Oder so: "Lasse zu!"



... comment