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Mittwoch, 14. März 2012
Sein IIIa
Gestern zufällig in der Talkshow "Maischberger" zum Thema Prostitution eine Weile hängengeblieben. Unter anderem ging es um die Frage, ob man Prostitution verbieten solle. Die Forderungen gingen so weit, dass man Geld- und Gefängnisstrafen für Freier vorschlug.

Mir fehlt in solchen Diskussionen meistens etwas ganz Fundamentales: Dass man überhaupt nur mal den Versuch macht, eine differenzierte Lösung zu finden, bei der zum einen die grundsätzliche Freiheit eines jeden Individuums erhalten bleibt und zum anderen durch geeignete Maßnahmen den Misständen begegnet wird.
Dieser Versuch einer im System angelegten Differenzierung müsste meiner Meinung nach die oberste Priorität eingeräumt werden; Freiheit ist ein hohes Gut, das nicht zuletzt durch das Grundgesetz garantiert wird. Ich persönlich verbinde mit Freiheit vor allem auch ein gewisses Würdeempfinden. Ich möchte als erwachsener Mensch behandelt werden, dem man es zugesteht, in absoluter Eigenverantwortlichkeit zu handeln.

Wieso sollte man etwas für alle verbieten, wenn Mittel und Wege gefunden werden können, es nur für einige wenige zu verbieten? Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.
Ob es um das Thema Drogen, Sterbehilfe oder Prostitution geht; das Argument, dass es Menschen gibt, die bei einer zügellos liberalen Handhabung dieser Felder unter die Räder geraten, ist niemals gut genug, um sich vor der Mühe und Pflicht der Differenzierung zu drücken. Wäre es nicht ein Leichtes, ein Gesetz zu erlassen, dass sich jeder, der sexuelle Dienstleistungen anbietet, registrieren lassen muss? Und dass bei dieser Prozedur gleich eine Reihe von Maßnahmen ergriffen werden, die den Schutz der Würde des Menschen zum Ziel haben? (Gesundheitschecks, psychologische Beratung, Coaching, etc.) Wer dann noch zu einer Hure / einem Callboy geht, der ohne Lizenz arbeitet, der kann von mir aus bestraft werden. Einfach so ein Totalverbot zu erlassen, weil es ja so billig ist, halte ich aber für unmoralisch. Man darf dem Menschen nicht einfach so Bereiche seiner Freiheit von seiner Speisekarte streichen. Wenn diese auch noch so klein oder unbedeutend scheinen, sollte man sich doch die Mühe machen, sie zu erhalten. So wäre es natürlich auch gar kein Gegenargument, dass die Maßnahmen, die das erklärte Ziel einer differnzierten Legalisierung bzw. Erhaltung erreichen sollen, Geld kosten. Freiheit darf uns ruhig etwas kosten. Die bezahlt am Ende dann eben der Freier.

Die Hure Kyra (siehe Talkshow) bestach gestern vor allem durch eins: sie ließ andere ausreden und hielt sich im allgemeinen sehr zurück. Wenn sie aber etwas sagte, dann war es meistens klar, logisch und auf den Punkt. Sie bewies damit eine Diskussionskultur, mit der so einige gestern nicht mithalten konnten.



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Dienstag, 13. März 2012
Sein IIa
Es gibt da dieses Spiel: Sage so schnell Du kannst ein Werkzeug, eine Farbe und ein Tier. Meistens passiert dabei, dass die Antworten genau gleich ausfallen, also z.B. "Hammer", "Rot", "Schwein", und wenn es nicht diese sind, dann aber die gängigen Varianten "Zange", "Blau", "Pferd", oder eine Mischung aus diesen jeweils zwei Möglichkeiten.

Man kann hier leicht den Fehler machen, sich von der Tatsache stören zu lassen, dass man mit seinem Geist so sehr auf vorgegebenen Bahnen fährt. Und oben drauf kann man den Fehler machen, dass man versucht, dies künstlich zu verhindern. Der von einem abgespalteten Verstand produzierte Vorsatz, "anders" und "individuell" sein zu wollen, wird dabei auch gleich vom Verstand selbst in die Hand genommen und es kommt dabei nichts anderes heraus, als dass man sich die Standardantworten lediglich verklemmt. Man betreibt Ergebniskosmetik, ist aber von einem tieferen Zugang zu seiner Kreativität genauso entfernt wie vorher - ja man ist davon noch weiter entfernt.
Ich meine, der richtige Weg zu seiner Kreativität liegt darin, durch die Mainstream-Assoziationen hindurch zu gehen; sie ersteinmal alle zu erfassen, um sich dann später auf die äußeren Ränder konzentrieren zu können, in denen man auf sehr viel weniger vorgeformtes Material trifft. Das führt nebenbei dazu, dass man überhaupt erst einmal checkt, mit welchen Assoziationen man denn so angefüttert wurde, d.h. man lernt sich in gewissem Sinne selbst etwas besser kennen. (oder besser gesagt, man lernt die eigene Maschine etwas besser kennen.) Bereits diese simple Maßnahme kann Stoff geben für stundenlange Reisen und Umbauarbeiten an seinem eigenen "Geist" (oder besser: sein kognitives Material).
Parallel dazu kann man natürlich noch etwas mehr tun, doch ist dies schwer zu beschreiben. Grundsätzlich geschieht dieses "mehr" in jedem Fall auch völlig automatisch; es geht um die Erweiterung seiner emotionalen Freiheit und Verfeinerung seiner Spürnase für alles, was irgendwie "Signal" ist. Auch geht es um geistigen Wagemut und das Überschreiten von gewohnten Grenzen.

Es ist leicht von einem Handball zu einem Volleyball zu assoziieren. Ein kleines bißchen weiter entfernt ist vielleicht der Fußball. Dann die Billardkugel, die für mich insofern noch weiter entfernt ist, als dass sie viel kompakter und schwerer ist und in einem ziemlich anderen Kontext steht (auch wenn es natürlich eine gewisse Ähnlichkeit zwischen dem Grün des Fußballrasens und dem Grün des Billardtisches gibt...). Nun aber packe ich all diese Kugeln und Bälle in meinen Rucksack und fliege damit - zum Mond! Logo, der Mond ist ja auch ein Kugelkörper... (so gesehen hätten wir auch gleich auf der Erde bleiben können...)... nicht lange darauf verweilt, gehts dann auch gleich weiter zu unserer lieben Sonne und erwägen den Gedanken, dass vielleicht irgend eine Gottheit gerade mit dieser irgend ein Spiel spielt, so wie wir ein Spiel mit unseren Bällen veranstalten. Hier wird uns spätestens klar, dass wir vergessen haben, Jonglierbälle aufzuzählen - und beschäftigen uns mit Atomphysik...

Wo war ich stehen geblieben?

Man sollte seine "Theorie der Kreativität", die auch mehr oder weniger stark mit seiner "Theorie des ichs" zusammenhängt, eventuell überprüfen. Schere man sich nicht allzu stark darum, was Kreativität ist und ob das, was man produziert, von einem selbst kommt oder nicht - sage ich. Die Hauptsache ist, dass man Spaß hat.



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Montag, 12. März 2012
Sein Ia
Ich halte es für eine gute Fähigkeit, sich "von der Welt abkoppeln" zu können. Die Welt um sich herum versinken lassen zu können. Ihr jede Gültigkeit abzusprechen. Sich einfach nicht mehr für sie zu interessieren. Diese Fähigkeit hilft dabei, sich selbst treu zu bleiben. Wenn sie grundsätzlich vohanden ist, kann man freier darüber entscheiden, wann und wie man wieder an der Welt teilnimmt.
Man sollte sie üben...

Anfangs besteht noch so etwas wie ein Proportionalverhältnis; es gibt Übungen, die sind schwerer als andere. Daher sollte man sich bewusst Übungsformen ausdenken, die einen nicht überfordern. Grundsätzlich geht es dabei darum, sich der Welt auf eine Weise auszusetzen, die einem eigentlich etwas unangenehm ist - z.B. nackt durch die Strasse zu rennen - und sich dann aber wieder an seinen ursprünglichen Vorsatz zu erinnern. Lasse man seine Aufmerksamkeit nicht aufgrund von Angst oder ähnlichen Zuständen nach außen ziehen! Gehe man nach "innen" (besser: bleibe man ohne Interesse für die Außenwelt)! Bleibe man dort und vor allem mit einem guten Gewissen!

Natürlich ist das gerade gewählte Beispiel eher eines das für die allermeisten ein sehr fortgeschrittenes Stadium anzeigt. Wie gesagt, man sollte sich nicht überfordern. Für viele mag es ausreichen, an einem warmen Sommertag mit einer Mütze auf dem Kopf herumzulaufen, um mit dem Üben anzufangen...

viel Spaß!



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Sonntag, 11. März 2012
Sein
Übrigens ist Paragraph 1 unseres Grundgesetzes immernoch so etwas wie eine ungelöste Kopfnuss für mich - ich verstehe ihn nicht wirklich, und habe meine Zweifel daran, ob er überhaupt verstanden werden kann...
(diese Zweifel nähren sich nicht zuletzt davon, dass ich immer so ein merkwürdiges Gefühl bekomme, wenn sich irgend jemand in der Öffentlichkeit auf die sogenannte Würde des Menschen bezieht: immer habe ich das Gefühl, dass jemand etwas sagt, das er selbst nicht versteht; leer und kraftlos scheinen mir seine Worte...)

War "Würde" nicht seit jeher ein Wort, das eher etwas bezeichnete, das man selbst empfinden muss? Und wenn es doch mit objektiver Manier verwendet wird, dass es praktisch so etwas bedeutet wie "Ehre"? - also von moralisch guten oder schlechten Taten abhängig ist? Dann aber wäre die "Würde" von außen in der Tat fast gänzlich unantastbar - nur man selbst kann sie antasten, indem man sich fallen lässt und sich zu Taten hinreißen lässt, die die eigene Würde eben verringern...

aber wen interessiert das schon... ;-)



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