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Freitag, 8. Februar 2013
Sein V
Der Glaubensglaube und ein unkritischer Glaube an "Geist" untergräbt auch allgemein das Bewusstsein dafür, dass man positive Veränderungen in der Welt auch auf ein weltliches Fundament stellen muss. Und das betrifft eben auch die Prozesse, die mit dem "Geist" des Menschen zu tun haben.
Man sollte z.B. nicht nur darauf hoffen, dass sich der (gute) "Geist" langsam immer mehr "von selbst" durchsetzt, man sollte auch Maßnahmen ergreifen, die dies fördern. Hier habe ich vor allem die Erziehung im Sinn. Nachfolgende Generationen werden nicht einfach so immer liberaler und weiser – sie müssen auch dazu erzogen werden. Es müssen die richtigen Aktionen im Wochenplan vorgesehen sein. Es bedarf der richtigen, leidenschaftlichen Lehrer.
Ich werfe der heutigen Gesellschaft vor, dass sie die Jugend fast vollkommen allein lässt. Das Ausmaß des Interesses am Seelenheil der Schüler an den Schulen ist schwindelerregend leer. Wenn die Gesellschaft es doch wenigstens versuchen würde, durch gebetsmühlenartige Wiederholungen des wichtigsten Erziehungsziels eine positive Veränderung herbeizuführen – doch Fehlanzeige. Habe ich jemals von einem Lehrer gehört "Sei Du selbst! Um jeden Preis!"? Habe ich wiederholt Impulse in dieser Richtung erfahren? Nein. Und genau das ist etwas, das man meiner Meinung nach unbedingt ändern sollte. Die Hände falten und dafür beten reicht nicht. Es muss ganz konkret in Wort und Schrift weitergetragen werden von Mensch zu Mensch.

Ein einziges Mal hat ein Kunstlehrer uns Schülern der 9. Klasse mal eine wunderbare Lektion erteilt. Es war an einem Tag, an dem mehrere Schüler in der Pause irgendwie verrückt gespielt hatten, und bei der irgend eine größere Scheiße gebaut wurde. Ich weiß nicht mehr, was es war. Vielleicht ging eine Scheibe zu Bruch, oder der Feueralarm wurde ausgelöst, oder sonstwas. Jedenfalls war es etwas, bei dem die Lehrer in der Regel schon etwas "böser" werden und mit den härteren Sanktionen reagieren. Da sich der eigentliche Verursacher aber versteckt hielt, konnte niemand bestraft werden. Der Kunstlehrer hielt also nach der Pause eine Ansprache an die Klasse, gab sich entnervt und legte einen Zettel auf einen Tisch in der Mitte des Raumes: "Auf diesem Zettel will ich am Ende der Stunde den Namen vom Verursacher haben." Ich war erst entrüstet und fing an, den Lehrer zu verachten, doch schlug meine Haltung am Ende der Stunde in Bewunderung um. Der Lehrer fand abgesehen von ein paar Spaßnamen wie "Dagobert" usw. eben nicht den Verursacher. Er sagte dann lediglich folgendes: "Es ging heute ja einiges drunter und drüber. Der Hammer aber wäre es gewesen, wenn hier jetzt wirklich der Name drauf gestanden hätte... Und jetzt raus mit Euch!"



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