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Freitag, 15. Juni 2012
Sein
Dogmatik...
Das Gegenteil von dogmatischem Glauben ist "Überzeugtheit"; freier, natürlicher Glaube, wie er in der Natur auch ohne Einwirkung einer aufgezwungenen Ideologie vorkommt.



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Sein IVa
Zu meinen Kindheits- und Jugenderfahrungen gehören auch die, die ich in meinem Hockeyverein gesammelt habe...
Ich hatte damals ein besonderes Angst- bzw. Nervositätsproblem. Immer dann, wenn ein offizielles Spiel gegen eine andere Mannschaft stattfand, traute ich mir nichts zu; ich hatte zu viel Schiss vor dem Versagen und spielte kaum richtig mit. Wenn man mir den Ball zuspielte, versuchte ich aus Angst, ihn immer schnell wieder loszuwerden. Ich war nicht völlig wertlos für die Mannschaft geworden, aber ich spielte bei ca. 50% meiner wirklichen Leistungsfähigkeit – was schade war, denn ich war eigentlich ziemlich begabt in der Ballbeherrschung.
Bei manchen Spielen hatte meine Angst aber einen Aussetzer oder ich war aus irgend einem Grund in der Lage, sie links liegen zu lassen. Das waren dann Spiele, die einen bleibenden Eindruck auf mich hinterließen und die natürlich auch mit einem deutlichen Leistungszuwachs einhergingen, der mir von außen auch bestätigt wurde.
Auf einer Mannschaftsfahrt hatte ich sogar mal ein paar Spiele hintereinander, bei denen die erwähnte Angst einfach nur links liegen blieb, während ich mein Können zu fast 100% abrufen konnte. Unsere Mannschaft nahm an irgend einem überregionalen Turnier teil, bei dem auch eine Auswahl-Trainerin des Hockeyverbands die jugendlichen Spieler begutachtete. "O. hat heute wieder ein gutes Spiel abgeliefert!" sagte damals mein Trainer in der Gruppe vor allen anderen und er sagte dies mit einiger Freude und Begeisterung. Und er fügte hinzu: "Und die Auswahl-Trainerin wird Dich auch gesehen haben." Ich trainierte so oder so schon in der Auswahl, ich hatte aber nie richtig verstanden warum. Ich hätte es nur verstanden, wenn ich immer so gespielt hätte, wie ich auf dieser Fahrt gespielt habe.
Egal.

Was mich rückwirkend beschäftigt, ist die Frage, wie sehr es eigentlich meinem Trainer und meinen Mitspielern bewusst gewesen ist, dass ich ein besonderes Nervositätsproblem hatte, und dass niemand wusste, wie leicht er es hätte beheben können. Ich gehe schon davon aus, dass das Problem dem ein oder anderen aufgefallen sein muss; ich kann mich aber nur an einen einzigen Dialog mit einem etwas älteren Mitspieler erinnern, der sogar eine chronologische Beobachtung bewies: "Es ist doch jetzt schon besser geworden als früher. Früher hast Du den Ball immer sofort weggespielt. Inzwischen behälst Du ihn auch mal etwas länger am Schläger." – Aha, da existierte ich also als Sonderling so unter all den "Normalen", die mein Problem einerseits registrierten, andererseits aber nie irgend welche Anstalten machten, mir dabei zu helfen. Wenn dieser eine Mitspieler repräsentativ für die Mannschaft stand, dann muss es so gewesen sein. Oder war dieser eine Mitspieler nur besonders einfühlsam? Wieso hatte mich mein Trainer nie mal zu einem 4-Augen-Gespräch herangezogen? Oder wusste er nur nicht, was er mir hätte Schlaues sagen können?
Als ich später mit ca. 14/15 Jahren zum Tennis wechselte, begleitete mich das Problem immernoch. Ich war so einer, der 6:4 und 5:0 führen – und dann doch noch verlieren konnte. Und überhaupt spielte ich 2 Klassen schlechter als ich es hätte können.
Das Problem wurde in Jugendjahren nie gelöst. Überhaupt fand ich erst zu einem stabileren Selbstbewusstsein als ich mich intensiver mit Meditation beschäftigte. Dies aber war ein, zwei Jahre nachdem ich dann auch das Tennis spielen sein gelassen hab, also mit ca. 20/21. Ein einziges Mal kann ich mich an ein Gespräch mit meinem Tennistrainer erinnern, das mir ansatzweise half: Er schien zum ersten Mal zu sehen, wie sehr ich innerlich gelähmt war, wenn ich ein offizielles Match spielte. Es ging so weit, dass ich noch nichtmal meiner eigenen Wahrnehmung traute, wenn ein Ball des Gegners knapp aber klar im Aus war. Der Trainer half mir also, aber auf eine Weise, die nur eingeschränkt Wirkung zeigte: Er versuchte mich auf die harte Weise zu therapieren, indem er mich wie einen Hund zu dem Ballabdruck schleppte und mir zeigte, wie klar der Ball im Aus gewesen war, den ich wegen meiner Unsicherheit doch gut gegeben hatte. Danach drückte er sein Unverständnis über meine Einstellung aus und sagte: "Wir sind hier zum Spaß. Es muss Spaß machen, Tennis zu spielen. Ansonsten macht das hier keinen Sinn. Wenn ich Deine Einstellung hätte, würde ich das Tennis Spielen sein lassen."
Ein unscheinbares Gespräch, aber ein Gespräch auf menschlicher Ebene mit einem gar nicht so unwesentlichen Aussagegehalt. Bereits dieses eine Gespräch bewirkte eine kleine Befreiung, doch es war noch weit entfernt von dem Gespräch, das ich mir bereits zu Hockeyzeiten gewünscht hatte. Da war nämlich schon in jungen Jahren ein klares Wissen in mir gewesen, was ich brauchte: Ich hatte mir schon immer gewünscht, dass jemand mal auf mich zukommt, und mir in einem glaubhaften Gespräch sagt, dass er mich auch dann noch "lieb" hat, wenn ich versagen würde. Ich hatte mir genau dies gewünscht! Nicht, dass es mir grundsätzlich so sehr an "Liebe" gemangelt hätte, aber aus irgend einem Grund fürchtete ich mich einfach vor der Möglichkeit, etwas zu vermasseln. Ein bedingungsloses Wir-stehen-an-Deiner-Seite, ein klares Zeichen für die wahren Prioritäten im Leben – ich hatte das gebraucht, weil es mir nicht offensichtlich schien, dass ich in eine solche Welt und in eine solche Gesellschaft hineingeboren war... (ist es offensichtlich?...)
Aber dieses Gespräch gab es nie und so blieb meine Freude am Hockey und am Tennis immer in gewissen Schranken. Schade.

Der Hauptgrund, warum ich über all das berichte, ist die These, die ich daraus ableite. Ich glaube, es herrscht in der Gesellschaft im allgemeinen ein Mangel, was die Kommunikation über solche "Selbstverständlichkeiten" angeht. Sowohl im Elternhaus, als auch in der Schule, sowie an jedem anderen Ort, an dem Menschen aufeinandertreffen.
Obwohl ich nicht im geringsten einen Mangel an Liebe in meinem Elternhaus geltend machen könnte, so kann ich mich andererseits auch nicht daran erinnern, dass es mal große sentimentale Momente der "Sendung", der mehr oder weniger feierlichen Botschaftsübermittlung, des eindringlichen oder eindrücklichen Gesprächs, gab, die meine Eltern mehr oder weniger geplant in Szene gesetzt hätten. Da war nie ein "Wir-stehen-immer-an-Deiner-Seite". Da war nie ein "Wir-haben-Dich-lieb-wasimmer-auch-passiert". Da war nie ein "Es-kommt-uns-nicht-darauf-an-wie-erfolgreich-Du-bist". Obwohl all das in der Praxis vorhanden war, hatte man es mir nie explizit gesagt. Ein einziges Mal die Botschaft mit Wirkung in mich hineingeplanzt, ein einziges Gespräch, das mich in meinem Innneren berührt und erreicht hätte, hätte die Qualität meines Lebens in subtiler und effektiver Weise nachhaltig verändern können. Wiederholungen in zeitlich wohldosierten Abständen wären vielleicht noch nichteinmal nötig gewesen. Nur ein einziges aber intensives Mal hätte schon geholfen...
Ich hoffe, ich klinge nicht so, als ob ich jammere oder mich über meine Eltern beschwere. So ist das nicht gemeint. Es ist mehr so, dass ich betonen will, wie sehr ein ein paar Worte zur rechten Zeit ein ganzes Leben positiv und sehr wirksam stützen können.
Ich glaube wie gesagt, dass dies ein allgemeines Gesetz ist. Vielleicht ist es nur "allgemeingültig" in Bezug auf einen bestimmten Charaktertyp, aber ich bin sicher nicht der einzige. Ein paar Worte von jemandem, der es aufrichtig gut mit einem meint und der weiß, worauf es wirklich ankommt im Leben, können viel, viel helfen. So nett die Theorie von der non-verbalen und telepathischen Kommunikation auch ist, und so sehr ich auch daran glaube, dass solche Kommunikation im Alltag zwischen Menschen stattfindet, so sehr ist es trotzdem auch unentbehrlich, dass die ein oder andere wichtige Botschaft einen in klaren Worten trifft.



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Sein Ia
Moralisierung ist die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln...
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