Dienstag, 22. Januar 2013
gedankenmaler, 00:26h
Wenn man meinen Hauptansatz auf die Welt der Religionen anwendet,
also die verschiedenen Traditionen als mögliche Rollengeber für einen selbst versteht, heute mal versucht, wie ein Moslem zu denken und zu fühlen, morgen wie ein Christ, übermorgen wie ein Hindu, und einen Tag später mal wie ein Buddhist (etc.), dann darf man dabei natürlich nicht den Fehler machen, all diese Möglichkeiten allzu stark als beliebig und austauschbar zu verstehen. Das Experiment ist nicht dazu gedacht, alles als Humbug zu entlarven, sondern um gewissenhaft sich selbst, die Religion und das Religiöse zu erforschen. Es geht darum, Entdeckungen zu machen, sich ein kleines Stück mehr Freiheit zu genehmigen, mehr Verständnis für die Angehörigen anderer Religionen zu entwickeln und – wo es sinnvoll erscheint – auch neue (mehr oder weniger persönliche) Formen des Religiösen zu entwickeln.
Ohne mich bisher in allzu intensive Rollenspiele begeben zu haben, habe ich für mich bereits den Verdacht, dass mir eine muslimische Rolle z.B. sehr gut liegen würde. Dass ich innerhalb dieser Tradition durchaus ein sehr angenehmes Integritätsgefühl erfahren würde, dass ich mich schnell an „Geschmack“ und „Charakter“ dieser Religion gewöhnen könnte. Ich mag die Vorstellung, dass man sich die Schuhe auszieht, wenn man ein Gebetshaus betritt, und dass man dort auf Teppichen sitzt. Auch mag ich die Praxis, dass das Gebet Verbeugungen beinhaltet.
Andersrum glaube ich, dass es für Menschen, die aus einer überwiegend muslimisch geprägten Kultur kommen, sehr schwer sein muss, sich in einer christlichen Kirche „einrichten“ zu können. Dieses Sitzen auf kalten, harten Holzbänken, das blasse und schwache Nachsingen von Kirchenliedern, die Predigten, die Zeremonien; es hat alles so etwas seltsam erstarrtes und totes an sich in der Kirche.
(Sollte man nicht mal den Versuch wagen, ein paar muslimische Bräuche in die Kirche zu tragen? Holzbänke raus, Teppiche rein, Schuhe am Eingang aus, Gebete mit Verbeugungen – dazu das regelmäßige Lauschen der Bergpredigt...)
Am schwierigsten meine ich, läßt sich der Buddhist spielen, sofern man unter einem Buddhisten hauptsächlich jemanden verstehen will, der sich in Meditation übt. Meditation ist ja vor allem konzentrierte Arbeit und – nach meinem Verständnis, letztlich der vollkommene Rückzug der Aufmerksamkeit von äußeren Ereignissen –; da läßt sich nicht viel durch Schauspiel erreichen. Lediglich ein paar Randphänomene außen herum lassen sich nachahmen, wie z.B. diese allpräsente Fixierung auf „bewusstes Sein“, die Überzeugung, dass dies ganz, ganz wichtig sei, und das etwas andere Sprechen und Verhalten im Kontakt mit anderen.
Alle Nachahmungen, alle Versuche, sich in eine andere Welt einzufühlen, sollten selbstverständlich mit einer Konzentration auf das Positive geschehen. Man sollte eine andere Welt deswegen betreten, weil man Lust darauf hat, das Wertvolle und Positive in ihr kennenzulernen. Dies ist natürlich auch in höchstem Maße vom eigenen Willen und eigener Willkür abhängig. Nicht selten entsteht das Positive ja erst durch die reinste Willkür in einer positiven Bewertung und genau mit diesem Bonus sollte man auch mal ein anderes Lager begünstigen als immer nur das, mit dem man sich sonst identifiziert.
Die eventuell vorhandene Angst, durch solche Versuche anschließend nicht mehr zurück zu seinem eigenen Lager zu finden, beruht auf falschen Vorstellungen. Es ist ja bereits die Vorstellung äußerst fraglich, dass es überhaupt erstrebenswert sei, am Ende „wieder der Alte“ zu sein.
Ohne mich bisher in allzu intensive Rollenspiele begeben zu haben, habe ich für mich bereits den Verdacht, dass mir eine muslimische Rolle z.B. sehr gut liegen würde. Dass ich innerhalb dieser Tradition durchaus ein sehr angenehmes Integritätsgefühl erfahren würde, dass ich mich schnell an „Geschmack“ und „Charakter“ dieser Religion gewöhnen könnte. Ich mag die Vorstellung, dass man sich die Schuhe auszieht, wenn man ein Gebetshaus betritt, und dass man dort auf Teppichen sitzt. Auch mag ich die Praxis, dass das Gebet Verbeugungen beinhaltet.
Andersrum glaube ich, dass es für Menschen, die aus einer überwiegend muslimisch geprägten Kultur kommen, sehr schwer sein muss, sich in einer christlichen Kirche „einrichten“ zu können. Dieses Sitzen auf kalten, harten Holzbänken, das blasse und schwache Nachsingen von Kirchenliedern, die Predigten, die Zeremonien; es hat alles so etwas seltsam erstarrtes und totes an sich in der Kirche.
(Sollte man nicht mal den Versuch wagen, ein paar muslimische Bräuche in die Kirche zu tragen? Holzbänke raus, Teppiche rein, Schuhe am Eingang aus, Gebete mit Verbeugungen – dazu das regelmäßige Lauschen der Bergpredigt...)
Am schwierigsten meine ich, läßt sich der Buddhist spielen, sofern man unter einem Buddhisten hauptsächlich jemanden verstehen will, der sich in Meditation übt. Meditation ist ja vor allem konzentrierte Arbeit und – nach meinem Verständnis, letztlich der vollkommene Rückzug der Aufmerksamkeit von äußeren Ereignissen –; da läßt sich nicht viel durch Schauspiel erreichen. Lediglich ein paar Randphänomene außen herum lassen sich nachahmen, wie z.B. diese allpräsente Fixierung auf „bewusstes Sein“, die Überzeugung, dass dies ganz, ganz wichtig sei, und das etwas andere Sprechen und Verhalten im Kontakt mit anderen.
Alle Nachahmungen, alle Versuche, sich in eine andere Welt einzufühlen, sollten selbstverständlich mit einer Konzentration auf das Positive geschehen. Man sollte eine andere Welt deswegen betreten, weil man Lust darauf hat, das Wertvolle und Positive in ihr kennenzulernen. Dies ist natürlich auch in höchstem Maße vom eigenen Willen und eigener Willkür abhängig. Nicht selten entsteht das Positive ja erst durch die reinste Willkür in einer positiven Bewertung und genau mit diesem Bonus sollte man auch mal ein anderes Lager begünstigen als immer nur das, mit dem man sich sonst identifiziert.
Die eventuell vorhandene Angst, durch solche Versuche anschließend nicht mehr zurück zu seinem eigenen Lager zu finden, beruht auf falschen Vorstellungen. Es ist ja bereits die Vorstellung äußerst fraglich, dass es überhaupt erstrebenswert sei, am Ende „wieder der Alte“ zu sein.
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