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Sonntag, 3. April 2011
misc
Wenn ich mit einer Position in Verbindung gebracht werden möchte, dann mit der folgenden:

Es gibt keine Depression.

Dafür aber: Faulheit, Disziplinlosigkeit, emotionale Fehlhaltung des Verweichlicht-Sein, Dummheit, Angst, Verwirrung, Irrtum, Orientierungslosigkeit, Trauer, Frust, Hoffnungslosigkeit, Gegenwind, Pech ...

Ich habe den starken Verdacht, dass sowohl "Betroffene" als auch Nicht-Betroffene keine klare Verbindung schlagen können vom Wort "Depression" zu irgend einer konkreten Bedeutung. "Faulheit" ist einfach. "Disziplinlosigkeit" ist einfach. Und genau so gilt dies wohl auch für fast jedes andere Wort dieser Liste. Es sind Worte, die man versteht und es sind Worte, bezüglich derer man sich die Bedeutungsbelegung auch in der Regel nicht vorschreiben läßt. Bezüglich "Depression" aber scheint mir das alles total anders zu laufen. Es bedeutet einen Rückschritt, "an dieses Wort zu glauben". (womit ich nicht sagen will, dass in der gesellschaftlichen Maschinerie rund um dieses Wort nicht auch wertvolle Unterstützung zu finden ist, oder dass Psychopharmaka generell schlecht sind).

...

Ich erhebe keinen Anspruch aufs Rechthaben, doch ist mir diese Hypothese sehr, sehr wichtig.

Es gibt keine Depression.



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ich finde die ...
idee, welche in deinem beitrag anklingt, gut. depression ist sozusagen, wenn ich das für mich übersetze, ein zusammengesetzter begriff, also nicht ein "erster". auch wenn das für die meisten begriffe zutrifft, zeigt sich in der betonung eines solchen aspekts die möglichkeit, sie auseinanderzunehmen, gewissermaßen sie zu entmachten. darin liegen listige möglichkeiten, die überhaupt zu sehen und offensiv anzunehmen, dafür braucht es so veranlagte geister wie ich sie hier in diesem blog am werk finde. so sehe ich es.
depression ist unter solchen gesichtspunkten etwas irreales, solange sie jedenfalls sich den aspekten unterwirft, die die realität aufwirft, die gerade das große sagen hat. wenn die depression sich aber als opposition verstehen kann, streift sie ihr devitalisierendes gewand ab.

herzlichen dank für diese deine idee, mich hat sie jedenfalls so inspiriert

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de rien, mon amy... ;-)
ich versteh den zweiten Absatz zwar nicht so ganz, aber vielleicht kommt das ja mit der Zeit...
In jedem Fall beharre ich so sehr auf meine Hypothese, dass ich gleich kritisieren möchte: Wer spricht hier von "die depression" ... ???
naja gut... ich will's Dir nicht übel nehmen. ;-)

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also, neuer versuch ...
mit anderen worten:
jede wirklichkeit ist auch die wirklichkeit einer sprache.
in einer sprache sprechen wir etwa von depression, in einer anderen sprache aber würde depression unter diesem wortnamen gar nicht existieren. sie würde vielleicht in dieser wirklichkeit nicht eine so bezeichnete krankheit darstellen, sondern als beispielsweise die fähigkeit bezeichnen, sich zu "de-ambitionieren".
in dieser sprache, in dieser sprach-wirklichkeit würden also offensichtlich andere währungen gehandelt werden, mit denen eventuell die protagonisten avancieren (in irgendeiner weise), welche in einer anderen sprache (wirklichkeit) zur behandlung anstünden. oder ähnliches.
ich hoffe, jetzt etwas verständlicher rüberzukommen.
dein blog-bruder dh.

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ja und nein...
ja, weil ich verstehe, welche These Du vertrittst - nein, weil man Wirklichkeit und Sprache (und das Wunder in beidem und in der Kommunikation) ja so oder so nie bis hinein ins "Atom" "verstehen" kann...

richtig?...
:-)

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das wort zu nutzen ist für viele ein bedeutender schritt hin zu einer identifikation mit einem leidvollen aspekt des lebens. daher mag ich die entscheidung sich davon zu lösen. außerdem sind viele menschen als depressiv beschriftet, ohne depressiv zu sein. traurig, antriebslos, etc (siehe die liste hier in deinem beitrag). doch es gibt tatsächlich einen zustand, den depressive teilen, und ich finde schon, dass man dann dieses wort nutzen kann. man sagt auch, dass das wasser kalt ist, wenn es kalt ist, und man nennt sich glücklich, wenn man das glück erfährt.
depression ist ein zustand, der bis in die zellen spürbar ist, aber es ist dann, wie das glück, eine ausdrucksform, eine form der kommunikation auf der gerade möglichen ebene. schubladen geschiebe und allopathisches, lineares pathologie/vermeidungs-denken wird diesem ausdruck nicht gerecht, sondern formt um die spannung herum eine spannung. enge wird eingeengt.

depression als bewegungsmuster zu betrachten und anzuerkennen, diese muster zu achten und ihnen raum zu geben, zu schauen was daraus neues passiert, das ist interessant. dann löst sich der begriff auf, weil mit einem male tiefer geblickt wird.

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bzw weiter weg

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Stell Dir vor, Du steigst in ein Wasserbad, das durch Zugabe von irgendwelchen Stoffen eine seltsame Empfindung auf Deiner Haut auslöst. Es scheint weder kalt noch warm zu sein, oder auch irgendwie beides gleichzeitig. Nun kommt jemand daher und meint Dir sagen zu können, dass das, was Du fühlst, "Kälte" ist...

Wie ich oben schon geschrieben habe: Ich habe nur den Verdacht, dass genau diese Situation vorliegt. Wer für sich selbst erkennt, dass ich mit meinem Verdacht falsch liege, der darf natürlich das Wort Depression für sich verwenden. Das "Für-sich-selbst-Erkennen" ist dabei der wesentlichste Punkt - und für nicht wenige auch der kritischste...
(Und bereits die Grundsatzentscheidung, die man hier fällen kann, muss man für sich selbst fällen. Ich will es noch nichtmal bewerben...)

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beide aspekte sind ...
wichtig. was mr. tiefer anmeldet ist das sinnvolle der gesellschaftlichen geltung eines begriffes, zum beispiel wenn sie eine symptomatik (empfinden, gefühlslage etc.) beschreibt, die das spannungsverhältnis charakterisiert und benennt zwischen einem individuum und der gesellschaftlichen sphäre, die dieses individuum ja mit auch hervorgebracht hat. (d. h. diese konventionellen anwendungen der begriffe haben schon AUCH ihren sinn. u. a. schon sprachlich, insofern sie bezugspunkte darstellen)
nur
dieses spannungsverhältnis läßt sich ja nicht nur aus der sicht der bestimmungssphäre gesellschaft (konvention), sondern, sagen wir mal, auch aus der "freiheitssphäre" des individuums beschreiben und benennen.
unter einem solchen aspekt würde dann EVENTUELL depression nicht mehr depression heißen (müssen), sondern zum bleistift bedeuten können, in diesem zug mit der zielanzeige "hochmotiviert, forsch richtung paradies auf erden mit zeitweisem urlaub auf den malediven" nicht mitfahren wollen, ohne damit zugleich gesagt haben zu wollen, daß dieser zug nur blöd ist.
wir blogbrüder – wenn ich uns so nennen darf – sind da gar nicht so weit auseinander. wir kommen auf dieses themenfeld nur aus unterschiedlichen richtungen, naturgemäß.

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:)
naturgemäß kommen wir aus der gleichen richtung, und ebenso gehen wir in die gleiche.

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