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Freitag, 25. Dezember 2009
Sein
(Glaube als Sprung)
Das große Problem jedes katholisch Gläubigen besteht darin, dass von ihm einerseits ein Sprung ohne sicherndes Netz gefordert wird, er sich andererseits aber auch keinen "Notausgang" für ein eventuelles Scheitern basteln darf.
Als Folge versucht er den Sprung gar nicht mehr, sondern führt ihn nur noch in seiner Phantasie aus.

Wer freier an den Glauben glaubt, kann sich aber einen Notausgang zurechtlegen:
Im Bild von Seilartisten, die sich gegenseitig durch die Luft werfen und nach ein paar Salto wieder fangen, hieße dies: Man installiert sich unten am Boden irgend etwas, das einen mit Sicherheit töten wird, wenn man aufschlägt. Einen Teppich von langen spitzen Eisendornen, einen Grube voll sprühender Lava, oder einfach nur ein Exekutionskommando, das mit geladenen Waffen bereitsteht und in jedem Fall abdrücken wird, kurz nachdem man auf den Boden aufgeschlagen ist.

"Alles oder nichts" ist einfacher zu riskieren als "Alles oder Qual oder nichts".

Leider ist dieser Pragmatismus einem Katholiken und ähnlich Gläubigen aber nicht zugänglich. Der Suizid wird dermaßen verteufelt, dass schon alles, was danach riecht, um jeden Preis vermieden werden muss.

Schon allein dieser Gedankengang hier erhielte mit Sicherheit das Prädikat "Ketzerwerk".

Dabei ist dieser Pragmatismus nichts als die Kombination des leidenschaftlichen Wunsches nach gelebter Gläubigkeit einerseits und Menschlichkeit andererseits.

"Ihr müsst die Probe aufs Exempel machen", sagt sogar Seth...



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Auf seine Kraft und Fähigkeit in Extremsituationen vertrauen.

Dies ist die Glaubensübung hier.

Stell Dir vor, all das Hypothetische wird eines Tages weg fallen - und Du bist mitten drin in der Situation.

Möglicherweise Dein Tod, Dein Sterben... und Du mitten drin!

Ich hoffe darauf, ich zähle darauf, dass es auch dann noch so etwas wie eine Aufgabe gibt - eine Herausforderung, die zu meistern ist.

Und dass man sich dann gut schlagen wird, wenn es plötzlich wirklich, wirklich, wirklich real ist...


All diese Gedankenmalerei hat ja selbstverständlich auch ihr Gefahrenpotential... all das Denken kann letztlich nie über sich selbst hinaus gehen.

Welcher Unterschied zwischen Denken und Tun besteht - auch zwischen Glaube als reine Behauptung und Glaube als Tun - das ist die Lektion, die ein jeder früher oder später lernen muss. Allein.

Irgendwann kommt für jeden der Moment, da er seine Bücher zusammen klappt - ob selbst geschrieben oder nicht - und sich auf dieses Wagnis einläßt.

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