Hinweis | Tag 1 | kritische Stimmen | Bewegung | Welt & Weltlichkeit | Glaubenseuphorie | evergreen (1) | Beichte | eine Kluft | die Lösung? | Energie & Wort |
eine Falle | Ich-Gefühl | Huhn vs. Ei | Sein & Fließen | Tun | All-Weisheit | Suche: "Leben" | Faszination Kopftuch | Seins-Anstrengung | emotionaler Schmerz |
Tod & JETZT | versagt! | Tanztherapie | Ich und Welt (1) | Das Herz / Das Sein | Glaube & Vertrauen | die Wahrheitsfalle | Theorie psychologischer Selbst-Erkenntis |
Das Arbeiten der Wörter? | Wille & Zartheit | ein Pistolenschuss | Wille & Energie | Zeitarbeit | Mitleid | xy | Beischlaf: Nebensache | Kunst |
Beziehungen | Liebe I | Perfektion... | Suche: "Glaube" | SEHEN | Die Aura eines Gedanken | Angst im Denken | Liebe II | Testament I |
Sinn des Lebens I | Energie | Anders-Sein | Ich-Angst | Zufall | Schreibtechnik | Spiritualität & Welt | Suche: Graben | Suche: Wissensintelligenz | more...


Donnerstag, 11. Juni 2009
Sein
Gestern abend im Bett habe ich meiner Ex den Tod gewünscht.
Irgendwann ist das Frustrationspotential erschöpft; man kann es nicht mehr mit ansehen, wie sich ein geliebter Mensch Schande auflädt. In extremen Fällen und bei hartnäckiger Verdrängung jeder Einsicht gibt es nur zwei Möglichkeiten, diesem Mißstand entgegenzutreten: Man lädt die Schande in Jesus Christus Manier symbolisch auf sich und nimmt sie mit in den Tod - oder man baut darauf, dass der liebe Gott die Strafe auf die Schultern dessen lädt, der sie eigentlich auch verdient hat.

Letztlich ist da aber gar nicht so ein großer Unterschied, ob man selbst stirbt, oder der andere, oder beide zusammen.

Ernst Jünger. Das Abenteuerliche Herz. 1. Fassung, S. 145:

Ähnlich muss es sich mit dem japanischen Harakiri verhalten, einem Akt, durch den das Leben sich nicht entwürdigt, sondern gerade auf eine Entwürdigung hin, möge sie ihm von ihm selbst oder von außen her angetan sein, zur schärfsten Ablehnung greift, die ihm zur Verfügung steht.



... comment

 
Herrje... im Nachhinein stellt sich das für mich fast wie DIE entscheidende Hilfe dar, um den letzten primitiven, d.h. normalmenschlichen emotionalen Schlamm aus sich auszutreiben. Dies ist vielleicht auch noch primitiv, aber das ist im Sinne von "Gleiches mit Gleichem behandeln" vielleicht sogar eine gesetzmäßige Notwendigkeit.
Es ist außerdem ja gar nicht so lieblos, einem Menschen den Tod zu wünschen. 1000x liebloser wäre es, wenn einem sein Handeln völlig egal wäre. So wäre ich z.B. auch nicht in der Lage, der betreffenden einen schlechten Tag oder einen Beinbruch oder Mißerfolg in der Karriere oder so etwas zu wünschen. Nein, "Tod und dann ins Paradies" lautet mein Plädoyer.

Tabula rasa. Der Tod räumt auf, klärt, reinigt.
Und ich wünsche sie mir rein.

Ich denke, wir leben so oder so viel zu lang, ein viel zu laues Leben. Lieber ein paar Mal öfter sterben, ein paar Mal mit frischem Schwung neu Anlauf nehmen.
Auf dass der Spruch "Lasst die Toten von den Toten begraben" sich aus Mangel an "Toten" der zweiten Kategorie irgendwann gar nicht mehr erfüllen lässt.

Im übrigen ist es auch nicht so, dass ich da einen dauerhaften Wunsch in mir forme, dass sie sterben möge. Es flammt dieser Gedanke nur als natürliche Reaktion auf, wannimmer mir gewisse Gedächtnisinhalte wieder bewusst werden. Es tut gut, dies fließen zu lassen.

... link  

 
Ich möchte Moralisten hier eigentlich keinerlei Vorschub geben, aber eine mögliche Erklärung für die befreiende Wirkung dieses "Manövers" könnte die sein, dass man innerhalb seiner Psyche eine Handlung ausführt, die man selbst als klares "Foul" empfindet.
Als Resultat verweist man sich dann als sein eigener Schiri auf tiefer Ebene selbst vom Spielfeld - und befreit sich dadurch vom Spiel.
Der Rahmen aus "ich", "sie" ("er"), "Beziehung" wird aufgelöst.

Man handelt gewissermaßen wie ein Fußballspieler, der keine Lust mehr hat zu spielen und sich absichtlich eine Rote Karte einhandelt.

Auf diesem Hintergrund mutet es in der Tat wie ein taktisches, indirektes Manöver an, doch halte ich diese Sichtweise letztlich für nur sehr beschränkt gültig.

Das Gegenteil erscheint mir im Grunde zutreffender: Es ist ein äußerst direkter Akt.
Es gibt keinen konsequenteren Weg, jemanden aus seinem Bewusstsein zu stoßen und emotionale "Verklebungen" wirklich und restlos zu kappen, als ihm "den Tod zu wünschen".

Wie leicht es sein kann...

... link  


... comment