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Montag, 2. Juni 2008
Sein IV
Ein Teil von uns mag den emotionalen Schmerz.
Er ist irgendwie süß. Er enthält Energie. Er enthält Leben. Doch zerstört dieses Leben auf Dauer das eigene Seinssystem. Denn die Welt, in der sich das Leben in tausenden von Formen ergießt, um sich dann in unterschiedlicher Verkleidung selbst zu begegnen, ist auf mehr angewiesen als nur rohgewaltiges, intensivstes Leben. Sie braucht auch das Maß. Sie braucht Besonnenheit. Sie braucht Klarheit.
Das Heilen von emotionalen Wunden verlangt eine reine Einsicht in die Eigenschaft, den Schmerz zu mögen. Und dann natürlich den Verzicht.



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Ich würde mehr als nur gern darauf verzichten, glaub mir. Ich wünsche mir nichts mehr, als jenen Schmerz mit einem Achselzucken abschütteln zu können, damit es weitergehen kann, in irgendeine Richtung.

Maß und Besonnenheit, das sind zwei Dinge, die gerade unter einem Berg von anderen Dingen untergehen. Irgendwo ist beides vorhanden ... ich komme nur nicht dran, momentan. Oder so.

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Ich glaube Dir. So weit ich in meiner Selbst-Analyse richtig liege und mich richtig erinnere, gab es für mich in der Zeit, in der die Wunde noch frisch war, auch kaum Handlungsspielraum in dieser Hinsicht. Die Aussage von oben wurde, was mich betrifft, auch erst wahr, wenn diese Wunde durch reinen Überlebenswillen schon ein bißchen zugeheilt war. Ich habe aber den Verdacht, dass sie trotzdem sehr allgemeingültig ist. Vieleicht hat sie sogar noch tiefere Ebenen, als wir es ahnen.
In Zeiten "massiven Blutverlustes" aber, so weiß ich, kann man zumindest als Betroffener mit dieser "Wahrheit" absolut nichts anfangen. Hier hilft glaube ich nur eins: PAUSE und ABLENKUNG bzw. PAUSE durch ABLENKUNG. Sich von jeden unnötigen Anforderungen und Pflichten frei machen, sofern sie einen mit dem Schmerzthema konfrontieren und sich andere Beschäftigungen suchen. Sich auch einen Dreck darum kümmern, ob man es sich jetzt zu einfach macht oder nicht. Wenn man dann wieder einen klaren Kopf bzw. ein klareres Gemüt hat, kann man sich ja wieder langsam mehr zumuten. Deine Schilderungen aber erwecken bei mir den Eindruck, dass Du nicht weißt, wo oben und unten ist.
Vielleicht solltest Du ja Deine Sachen und packen und Berlin einen Besuch abstatten. (Meine Mutter hat fast immer ein preiswertes Zimmer frei.)

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Gute Idee, so einfach abhauen, alles stehen und liegen lassen und erst wieder kommen, wenn sich die Probleme und die Zerrissenheiten von alleine erledigt haben. Aber da ich ja ein Teil von allem diesem bin, wird das nicht funktionieren und Schmerz nimmt man ohnehin überall hin mit.

Berlin wird dieses Jahr jedoch noch besucht. Dann, wenn ich ein bisschen besser drauf bin und nicht allen und jeden volljammere, mit dem, was in meiner kleinen, belanglosen und ordinäre einfachen Welt passiert.

Danke. :)

(Nachtrag: Das mit dem Ablenken funktioniert immer nur ein Weilchen, dann bricht alles ohne Vorwarnung, ohne Anlass, wieder über mir zusammen und das sind Momente, in denen ich manchmal denke, besser gar nichts mehr fühlen und denken müssen als immer wieder an dieser Stelle zu stehen. Und doch weiss ich, dass es irgendwann aufhören wird, ich muss nur lange genug aufrecht durchhalten. Irgendwie)

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Vielleicht war Reisen nicht der beste Vorschlag. Vielleicht solltest Du einfach mal zu Herrn Wuerg in sein Blog gehen und erst wiederkommen, wenn Du dort alles verstanden hast. Dann wirst Du ein neuer Mensch sein... :-))
Ein Teil der Zerissenheit und des Schmerzes erledigt sich meiner Erfahrung nach in der Tat von selbst. Es hängt dabei aber sehr viel davon ab, wie und mit welchem Weltbild man seine Bewußtseinsinhalte grundsätzlich einordnet. Wer z.B. jedes neue Auftauchen eines schmerzlichen Gedankens mit der Überzeugung "Ogott, da ist er wieder, der Schmerz. Ich wußte es: Es schwelt in mir und wahrscheinlich wird es mich nie verlassen. Ich bin unheilbar verwundet." beantwortet, gibt der Sache Nahrung. Mir persönlich hilft z.B. die Vorstellung, dass man selbst eine wundervolle Maschine ist - nicht nur auf körperliche Ebene. Das weckt in mir das Vertrauen in die Selbstheilungskräfte dieses Dings "ich". Allerdings entbindet das einen nicht von einer gewissen Arbeit.

Sofern Zerissenheit bedeutet, dass Du von Dir selbst eigentlich eine Entscheidung verlangst, die Du aber doch noch nicht fällen konntest, so ist das natürlich ernst zu nehmen und nicht einfach so auf die lange Bank zu schieben. Du scheinst mir hier aber etwas festgefahren zu sein. Vielleicht solltest Du Dir hier ja Hilfe holen.

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Ich habe bereits entschieden. Eine Entscheidung zu treffen bedeutet ja nicht automatisch, dass damit alles gut ist und vergessen und wunderbar. Wäre es das gewesen, wäre denn dann überhaupt eine Entscheidung fällig gewesen?

Mir kann niemand helfen. Was zu tun ist, muss ich ganz alleine tun.

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Ich muss nun endlich, endlich, endlich mal den Mist widerrufen, den ich da oben am 2. Juni 2008 geschrieben habe...

Inzwischen meine ich eine viel, viel bessere Erklärung zu haben - d.h. eine, die für mich subjektiv funktioniert (zumindest sehr viel besser funktioniert):

Der Mensch wird unbewusst durch seinen Grundtrieb, verstehen zu wollen, wieder und wieder in Leid getrieben.

Leid an sich ist ja schonmal etwas für den Menschen sehr Provozierendes. Es ist weder logisch noch unlogisch - und letztlich dann doch ein bißchen mehr unlogisch als logisch...

Im konkreten Fall, wenn der Schmerz sehr groß ist, kann die Frage nach dem "Warum?" bzw. das Suchen nach dem Grund für den eigenen Schmerz dann zu so einer Art Neurose werden, zu einem zwanghaften Verhaltensmuster. Immer wieder hält man den Blick auf die Wunde, die Verletzung. Immer wieder hofft man auf eine wundersame Auflösung des ganzen "Mißverständnisses"...

Und wahrlich: es ist ja auch nicht völlig absurd, auf so etwas zu hoffen...

Doch manchmal kommt man einfach nicht drauf und man kann letztlich nie mit Sicherheit wissen, ob man auf dem richtigen Weg ist oder nicht.

So muss man dann auch in der Lage sein, aufgeben zu können, die Sache ruhen zu lassen.

Die Lösungen liegen manchmal nämlich in ein einer völlig anderen Richtung, zu der man erst Zugang findet, wenn man sich ein wenig entspannt und entkrampft.

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schön geschrieben...:-)

wenn das Warum nicht mehr wichtig ist, und
der Zeitpunkt, wird bei deinem Tempo kommen,
lauert am anderen Ende die Freiheit...
Bist du bereit ?

Das Selbstvertrauen des "Kriegers" ist nicht das Selbstvertrauen des gewöhnlichen Menschen. Der gewöhnliche Mensch sucht Sicherheit in den Augen des Betrachters und nennt es Selbstvertrauen. Der "Krieger" sucht Makellosigkeit in seinen eigenen Augen und nennt es Demut. Der gewöhnliche Mensch ist an seine Mitmenschen gebunden, während der "Krieger" nur an das Unendliche gebunden ist.

Eine Morgensonne die durch und durch Castaneda infiziert ist ;-))

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