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Donnerstag, 24. Dezember 2009
Sein
Jede Form des Denk- und Gefühlszwangs überwinden.
Dies ist das, wonach mir der Sinn steht.

(Es wundert mich übrigens ein bißchen, dass mir das inzwischen so klar ist. Ja, dass mir überhaupt etwas klar ist... ;-) )

Würde die nötige Arbeit sich in einem äußeren Krieg manifestieren, so würde ich kompromißlos zur Waffe greifen - oder, wenn keine vorhanden - mit blanken Fäusten arbeiten.

Lüge (auch als Fahrlässigkeit), Willkür (auch als Dummheit), böse Absicht (evtl. auch als Kälte) wären die Feinde in diesem Krieg.

Würden sie Gestalt annehmen, gäbe es nur eines: Sie oder ich. Einer wird sterben.

Da wir aber über Abstrakta und / oder etwas "Geistiges" reden, findet der Kampf auf viel intimere Weise statt...

Man vereinigt sich mit seinem Gegner, trägt ihn in sich - trägt den Kampf, den Krieg in sich. Man geht durch so etwas wie "erhöhte Temperatur". Man schwitzt das Böse aus; bis es erledigt, kalt gestellt ist - sein magischer Bann gebrochen.

...

Einer der letzten und dreistesten Willkür-Akte dieser Zeit ist der der dogmatischen Lebensbejahung, der zur Pflicht für alle dahin gestellt wird...

...

In Angesicht dieser nicht mehr steigerbaren logischen Willkür,

In Angesicht des bloßen Hinausplärrens eiserner Prämissen in der Gesellschaft frei von Anstand, Würde und Taktgefühl,

In Angesicht peinlicher pseudo-religiöser Verklärungen bei gleichzeitiger offensichtlicher Unkenntnis, offensichtlichem Kompetenzmangel,

In Angesicht des Mangels an Respekt vor dem großen Ganzen, von dem Leben und Tod ein Teil sind,

In Angesicht der Anmaßung, aus seiner eigenen Sicht für alle gültige Regeln formen zu wollen,

--- in Angesicht all dieser Krankheit und Schamlosigkeit bleibt mir nur eines zu sagen:

Ihr, die Ihr Euch in den Weg stellt, dahin, dass Verhältnisse geschaffen werden, in denen es möglich ist, dass ein Mensch, der aus freiem Willen gehen will, auch in Begleitung bis zuletzt gehen kann...

Ihr sollt - BITTE! - alle verrotten.

Und mir ist echt egal wie - hauptsache Ihr verrottet möglichst schnell und jemand stopft Euch das Maul, solange Ihr noch irgendwie am "Leben" seid.

Es ist dies ein Wunsch meines Herzens. Weg!, weg!, weg! - nur weg mit Euch!
Der liebe Gott möge Euch ein eigenes Universum erschaffen - Euch da aber bitte nie wieder herauslassen.

Dass Ihr der ehrlichen, natürlichen und absolut freien Lebensbejahung schadet, ist mein letztes Wort an Euch.

...

Es schmerzt mich, dass auch mein "Leben", mein Immernoch-Hier-Sein, mein Verweilen auf diesem Planeten, zu einem nicht geringen Anteil auch davon abhängig ist, dass ich diese Lüge, diesen Willkür-Akt auch in mir selbst angewendet habe.

Es stört mich, dass ich mit den dogmatischen Verfechtern des "Wertes des Lebens", etwas gemeinsam habe.

Auch wenn ich die entsprechenden Denkstrukturen nur als Krücke anwandte, sie für einen Zweck instrumentalisierte - ich nutzte sie in Zeiten psychischen Stresses...

Gedankenmalerei lenkte ich mit purer Gewalt künstlich in die nur eine Richtung: "DAS LEBEN!!"
(Ich fühle in der Tat Ekel, wenn ich dieses Wort in der gleichen Weise ausspreche wie diese Untoten...)

Heute habe ich als Resultat ein bißchen das Gefühl, dass ich schon allein durch mein Dasein diese unverschämte Willkür unterstütze. Wäre da nicht die Möglichkeit, sich über die menschlichen Ur-Kategorien von Zeit und Logik zu erheben und jeden scheinbar zwingenden oder "naheliegenden" Schluss zu leugnen; wäre da nicht die Möglichkeit, sich einfach zu sagen, dass dieses Gefühl von mir doch auf einer übertriebenen Prinzipienreiterei beruhe; wäre da nicht die Möglichkeit, sich im Jetzt in eine (hier positive) Willkür des Seins zu begeben, in der man sein eigenes Gesetz ist und auch die naheliegensten Schlüsse und Verbindungen aufkündigen und für ungültig erklären kann, wäre es klar: Ich müsste gehen. Die Krankheit unfreier Lebensbejahung darf nicht unterstützt werden.

Wer sich aber in die absolute Willkür seines Seins hineinbegibt und auch die elementarsten Ur-Schlüsse und -Verbindungen der Welt hinter sich läßt - der läßt eben auch die Welt hinter sich.

Und die Frage ist, ob ich das will.

An diesem Punkt gehen meiner Meinung nach der Jesus-Weg und der Buddha-Weg auseinander. - Dies ist inspiriert durch Max Prantl. - Jesus bleibt mehr Teil der Welt, bleibt ihr "verbunden", macht sich im Dienst an ihr gar zum Opfer, während Buddha sagt, dass man letztlich nichts besseres tun könne, als seinen Arsch zu retten. Sozusagen...

Folglich stehe ich - wie wohl jeder, der bis ins extrem geht - vor der paradox anmutenden Situation, dass mich gerade meine Verbundenheit zur Welt eigentlich töten müsste - und eine größere, innere Distanz zu ihr mich eher erhalten würde.
Aber das mutet nur paradox an.

Um es kurz zu machen: Es würde mir in meiner gegenwärtigen Phase mit meiner Vergangenheit wesentlich leichter fallen, weiterhin durch diese Welt zu wandeln, wenn diese Lüge und diese Willkür in Bezug auf das Leben nicht immernoch so stark die herrschenden Positionen in der Gesellschaft besetzen würden.

Wer daran Anteil hat, der tötet mich mit.



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